NS-Kampflied-Komponist
Von Thomas Trenkler
Vor einiger Zeit war an dieser Stelle über den Hitler-Günstling Karl Böhm zu lesen. Die Alliierten hatten ihn 1945 "wegen zu großer Nähe zum Nazi-Regime" aus der Staatsoper entfernt und mit einem Auftrittsverbot belegt. Doch bald schon hieß es "Schwamm drüber". 1979 ehrte die Stadt Salzburg den 85-jährigen Herrn Professor auf ganz besondere Weise: Der Stadtsaal neben der Felsenreitschule, in dem die Festspielbesucher den Pausenchampagner schlürfen, wurde in Karl-Böhm-Saal umbenannt. Aufgrund der Anmerkung im KURIER nahm Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler mit Bürgermeister Heinz Schaden und Landeshauptmann Wilfried Haslauer Kontakt auf. Das Stadtarchiv setzt sich nun mit "Causa Böhm" auseinander. Im Herbst will das Kuratorium besprechen, ob es Handlungsbedarf gibt.
Vielleicht sollten das Land Niederösterreich und die Stadt Baden ähnlich vorgehen – im Falle von Heinrich Strecker. Der Operetten- Komponist war ein illegaler Nazi, er gründete die NS-Kulturgemeinde in Wien, er schrieb NS-Kampflieder und "arisierte" mehrere Musikverlage. 1942 erwarb er in Baden eine prächtige Villa. In dieser "Villa Strecker" hat die Strecker-Gesellschaft ihren Sitz, die Konzerte und einen Gesangswettbewerb veranstaltet. Wie aus der Homepage www.strecker.at ersichtlich, werden die Aktivitäten von Stadt und Land gefördert. Die auf dieser Seite veröffentliche Biografie erwähnt Streckers NS-Vergangenheit natürlich mit keinem Wort.