Kultur

Nick Hornby: Die Fernseh-Serie, die erst im Buch komisch wird

Da war ein Witz im Fernsehen. So in der Art: Ein frisch verheirateter Mann bekommt keine Erektion.

Es geschah in den 1960er-Jahren in London. Noch war Fernsehen vielen so suspekt wie Popmusik (trotz Beatles), aber immerhin starben langsam in den Wohnzimmern die Blümchentapeten aus.

Schwule wurden für Anbahnungsgespräche bestraft, und sagte jemand laut, Sex sei etwas ganz Kleines, wie ein Glas mit Wasser, ABER ER GEHÖRT UNBEDINGT DAZU!!!, fielen allerdings noch immer die Menschen um.

So gesehen war der "Witz" im Fernsehen zwar nicht gut, aber notwendig.

Und sofort schäumte ein Intellektueller, der im Radio die humorfreie Sendung "Sartre, Stockhausen und der Tod der Seele" betreut, in Richtung Comedy-Autoren:

"Ihr macht jetzt schon Witze über Toiletten und Gott weiß was. Wie lange wird es noch dauern, bis ihr beschließt, dass es ganz in Ordnung ist, Leute beim Scheißen zu zeigen?"

Erstens: Pfui.

Zweitens: Dazu ist es auch 50 Jahre später nicht gekommen. Na ja, nicht ganz.

Lucille Ball

Aber wir müssen zurück zum neuen Roman von Nick Hornby, der für ein ständiges Grinsen sorgt.

Alle Inhalte anzeigen

Das ist ja immer so: Ein Buch von Hornby hat man wie einen Hollywood-Film vor Augen.

"Miss Blackpool" ist wie eine englische Fernsehserie (und handelt davon).

Barbara ist der Star. Eine sehr hübsche Blondine um die 20, die auf den Miss-Titel ihrer Heimatstadt pfeift und nach London geht.

Sie will komisch sein.

Barbara bekommt die Hauptrolle in der BBC-Sitcom "Barbara (and Jim)"– die es in Wirklichkeit nie gab, weil es in England in den 1960er-Jahren keine Komikerin gegeben hat wie Lucille Ball ( 1989) in den USA.

Hornby verbeugt sich vor der Amerikanerin, Mutter aller TV-Komödien.

Der Roman ist komischer als "Barbara (and Jim)" über ein junges Ehepaar, das ständig streitet, Eheberatung braucht, ein Baby bekommt, sich scheiden lässt.

Dass Jim in Klammern steht, zeigt schon: Er ist wirklich nicht sehr potent.

Sophia Loren

Der Schauspieler hinter der Figur Jim kündigt beinahe. Wie soll er Mädchen aufreißen, wenn alle glauben ..? (Er würde gern Sophia Loren treffen.) In besten Zeiten hat die TV-Serie 17 Millionen Zuseher, die mit dem Finger auf "(Jim)" zeigen.

Das Leben der Comedians ist nicht weit entfernt von der Show. Das Leben ist mitunter ebenso Klamauk. Alles verschmilzt. Die Typen wachsen ans Herz, wenn sie alt werden, wird es traurig.

Nick Hornby ist wie Barbara und scheut vor nichts zurück, um uns zu unterhalten.

Wobei es beiden nicht darum geht, nur lustig mit den Augen zu rollen. Sie wollen zumindest auch erschrecken, wenn von einem berühmten Fernsehzauberer nichts übrig bleibt als sein schlimmer Mundgeruch.

KURIER-Wertung: