Kultur

Nicht alle Westernfans kennen ihr Glück

Der Texaner Joe R. Lansdale spielt mit einer Legende: mit dem afroamerikanischen Cowboy Nat Love (1854 – 1921), der sich – nach der Stadt in South Dakota, wo er sich erstmals Respekt verschaffte – "Dick Deadwood" nannte.

Aber Lansdale hält sich nicht so sehr an dessen Leben, sondern baut die Legende aus, baut um, baut weiter.

Sie beginnt damit, dass der junge Nat nach dem Ende der Sklaverei einer weißen Frau auf den Hintern schaut. Was vor allem dann nicht toleriert wird, wenn der Ehemann beim Ku Klux Klan ist ...

Nat Love kann zunächst flüchten, die Farm seines Vaters wird niedergebrannt, der Vater wird umgebracht .. und der Sohn als Mörder steckbrieflich gesucht.

Freche Ratten

Westernliteratur hat auch in Europa Fans, manche wissen es bloß noch nicht, und Joe R. Lansdale ist sowieso super.

Zuletzt, in "Das Dickicht", war er 30 Jahre später im Wilden Westen unterwegs, 1900, als es schon Autos gab, aber auch Kopfgeldjäger.

Bei diesem Autor ist eine Leinwand unnötig. Kommt der Held nach Deadwood, wo die Ratten so hungrig und frech sind, dass sie auf die Leute springen, wenn ein Brösel aus dem Mund fällt, wird das Kino im Kopf sogar ein 3-D-Vergnügen.

Nat Love beginnt als Spucknapfausleerer, als Rattenfänger, er wird Rausschmeißer im Saloon – und am Ende ist er Marshal.

Es ist ein dreckiger Roman und ein komischer, und was man gegen ihn vorbringen kann, dafür kann er nichts: Der Höllenpfuhl Deadwood war schon Schauplatz des gleichnamigen Western von Pete Dexter, genauso großartig wie jetzt "Das abenteuerliche Leben des Deadwood Dick".

In Dexters Roman hat man halt schon miterleben können, wie sich auf dem allmählich blind werdenden Wild Bill Hickock die Zeit niederlässt, diese – Zitat – "alte Vettel". Beim Pokerspiel wurde er von hinten erschossen

Vielleicht gab es im Wilden Westen noch ein anderes Nest, in dem sich selten jemand gewaschen und mit Calamity Jane geschlafen hat.


Joe R. Lansdale:
„Das abenteuerliche Leben des Deadwood Dick“
Übersetzt von Conny Lösch.
Tropen Verlag.
477 Seiten.
25,70 Euro.

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