Kultur

Nica Rothschild: Porträt einer Exzentrikerin

Arm wäre die Welt ohne die liebenswert Leidenschaftlichen unter uns. Manche nennen sie auch Verrückte. Pannonica de Koenigswarter war eine Rothschild. Das schwarze Schaf der Familie. Eine Rebellin und Exzentrikerin.

Die weiße Millionenerbin aus dem englischen Zweig der Bankiersfamilie, Jahrgang 1913, kehrt Europa den Rücken und taucht ab in Harlem in der Jazz-Szene, fährt mit Thelonius Monk oder Miles Davis im Rolls- Royce und später in ihrem Bentley Cabrio nachts von Club zu Club. Und macht Schlagzeilen, als die Saxofon-Legende Charlie Parker im März 1955 ausgerechnet in ihrer Suite des Stanhope Hotels in der Fifth Avenue an einer Überdosis stirbt.

Hannah Rothschild erzählt die unglaubliche Geschichte ihrer extravaganten Großtante: „Die Jazz-Baroness“ ( Berlin Verlag). Mit dem Drummer Art Blakey hat sie ein Verhältnis. „Die beste Freundin, die ich je hatte“, sagt Pianist Thelonious Monk, der mit „Round Midnight“ die berühmteste Ballade des Jazz komponiert.

Teddy Wilson spielt Nica die Aufnahme des Songs 1948 in New York vor. Und die 3:11 Minuten Jazz-Moderne verändern ihr Leben schlagartig und für immer.

Die Rebellin

Nica bleibt im Big Apple und ist fortan die weiße Muse und Schutzpatronin der schwarzen Musiker des Bebop. Sie hilft ihnen mit Geld und großem Herzen im täglichen Existenzkampf, besorgt ihnen Auftritte und zahlt ihre Arztrechnungen.

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Und ihre Freunde schreiben Stücke für sie: Horace Silver „Nica’s Dream“, Monk „ Pannonica“ oder Kenny Dorham „Tonica“. Und Clint Eastwood sagt bei der Arbeit an „Bird“: „Nica machte sich die ganze Kultur des Jazz und Bebop zu eigen und liebte das Rebellische an ihr.“

Als die Baronin 1988 stirbt, wird ihre Asche nach ihrem letzten Willen zu Monks „Round Midnight“ auf dem Hudson River verstreut. Ihr stürmisches Leben – von der Kindheit in englischen Schlössern, der abenteuerlichen Flucht aus Frankreich vor den Nazis, über ihre Zeit als Diplomatengattin bis zu den Abgründen des schwarzen Amerika der 60er-Jahre – ist faszinierender Lesestoff – auch für jene, die Jazz wenig interessiert.

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