"New Angels": Moderne Kulisse, unaufgeregtes Spiel
Von Georg Leyrer
Ein Mann im Todestrakt zieht ein bedrückendes Lebensresümee – rund um Liebe, Mord und eine schwarze Katze. Das Stück „New Angels“, am vergangenen Wochenende im Sängerknaben-Konzertsaal MuTh in Wien zu sehen, glänzte vor allem durch das Schließen einer ästhetischen Lücke im Musiktheater: Opern werden zwar technisch hoch aufwendig, aber zumeist am technologischen Stand des 19. Jahrhunderts gezeigt. Angemalte, verschiebbare Wände stehen für ganze Welten. Das ist im Zeitalter von Film und Computergrafik nicht mehr selbstverständlich. Im MuTh nun war Oper so zu sehen, wie sie aussehen würde, wäre sie heute erfunden worden: Filmemacher Virgil Widrich, der mit Martin Haselböck und Frank Hoffmann das Konzept kreierte, bespielt Leinwände mit Computergrafikkulissen, die auf die Handlung reagieren. Sie zeigen mal Feuersbrunst, mal Gartenidylle. Das ist im Timing nicht immer reibungslos, aber ein hoch zeitgemäßes, spannendes Konzept.
Szenenfotos des Stückes
Dem es am Umfeld fehlte: Bach wird mit zeitgenössischen Klängen konfrontiert, aber von der Wiener Akademie nicht übermäßig aufregend gespielt. Hauptdarsteller James Oxley trägt nicht den ganzen Abend. Und Tänzer, die sich minutenlang als erotisierte Katzen rekeln – das kann nicht funktionieren.
KURIER-Wertung: *** von *****