Kultur

Neues Timberlake-Album: Viel gutes Handwerk, kaum Leidenschaft

So hat Justin Timberlake noch nie ein Album gemacht: Dass er sein am Freitag (14. März) erscheinendes Werk "Everything I Thought It Was" über zwei Jahre in vielen kurzen Studioaufenthalten aufgenommen hat, liegt nicht nur an der Pandemie, sondern auch daran, dass er und seine Frau Jessica Biel ihren zweiten Sohn bekommen haben.

„Wegen all dem bin ich diesmal für jeweils ein, zwei Wochen in sogenannte Writing-Camps gegangen und war dann wieder für rund ein Monat zu Hause“, erzählte er dem US-Talk-Show-Host Jimmy Fallon in dessen Tonight Show. „Dabei habe ich mit vielen verschiedenen Songwritern und Produzenten gearbeitet.“

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Unter Timberlakes Mitstreitern sind Calvin Harris, Ryan Tedder von One Republic und Cirkut, der für Hits von The Weeknd oder Rihanna verantwortlich war. Für fünf Songs ist auch Timberlakes langjähriger Produzent Timbaland wieder mit dabei.

Dass so viele verschiedene Kreative beteiligt waren, hört man „Everything I Thought It Was“ nicht an. Mit seiner markanten Stimme und seinem Gespür für Rhythmen macht er aus allen Songs sein eigenes Ding und schließt damit – nach dem an Americana und Soul orientierten Vorgänger „Man Of The Woods“ – an die Sounds an, die ihn berühmt gemacht haben.

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Zusammenfassung

Das Album klingt wie eine Zusammenfassung von all dem, was der 43-Jährige bisher gemacht hat – inklusive der Phase mit der Boyband NSYNC. „Paradise“, jener Song, den er 2023 für den „Trolls“-Soundtrack mit den ehemaligen Kollegen aufgenommen hat, ist auch auf diesem Album vertreten. Die Rückschau auf die Karriere, sagt Timberlake, habe ihn auch zum Titel des Albums inspiriert: „Ich bin an einem Punkt in meinem Leben, wo ich auf all das zurückschaue, was war – das Gute, das Schlechte. Ich kann alles akzeptieren und habe meinen Frieden damit geschlossen.“

Möglicherweise ist es diese Zufriedenheit, die bewirkt, dass das Album belanglos dahinplätschert. Die Mischung aus Pop und Disco, Hip-Hop, Funk und Soul ist rundum perfekt produziert. Aber es mangelt an sofort einnehmenden Melodien. Der erste Song „Memphis“ beginnt mit schwebenden, wie versehenlich eiernden Keyboardtönen, die eine spannende Stimmung verbreiten. Während Timberlake im Text über seine Karriere nachdenkt, wartet man auf den Höhepunkt, auf den das Lied zuzusteuern scheint, doch der kommt nicht.

Auch Songs wie „Flame“, „Technicolor“ und „Favorite Drug“ verlieren sich nach ansprechendem Beginn in formelhaften Refrains, die kaum Eindruck hinterlassen. So ist „Everything I Thought It Was“ eindeutig das Werk eines zufriedenen Musikers, eines Kunsthandwerkers, der sein Fach perfekt beherrscht. Aber es fehlt das Feuer, das aus dem brennenden Verlangen entsteht, etwas auszudrücken, die Leidenschaft, die beim Hörer das Herz höher schlagen und die Gänsehaut kribbeln lässt.