Kultur

Neuer Chef für Wien Modern gefunden

Ein Nachfolger für Matthias Lošek als künstlerischer Leiter von Wien Modern ist gefunden. Bernhard Günther wird das Wiener Festival für zeitgenössische Musikals ab der Saison 2016 verantworten, wie der Festivalvorstand heute Mittwoch per Aussendung bekannt gab. Lošek hatte im Frühsommer 2014 angekündigt, dass er seine Tätigkeit für das Festival nach 2015 beenden wird.

Die Neubestellung sei "nach intensiven Gesprächen mit fachlich herausragend geeigneten Experten aus Österreich und Europa" und "in enger Zusammenarbeit und in einstimmiger Wahl der Vorstände des Festivals" (Thomas Angyan, Roland Geyer, Günter Tröbinger, Matthias Naske, Anm.) erfolgt, erklärte Matthias Naske, der Präsident von Wien Modern, in der Aussendung.

Der Schweizer Bernhard Günther ist derzeit Chefdramaturg der Philharmonie Luxembourg, zu deren Gründungsteam er seit 2004 gehört. In dieser Funktion programmiert er u. a. seit zehn Jahren das Neue-Musik-Festival rainy days. Seit 2012 entwickelt und leitet er zusätzlich das Festival ZeitRäume Basel, das ab Sommer 2015 im Biennalrhythmus neue Musik und Architektur miteinander in Beziehung stellt.

Günther wurde 1970 in Thun (Schweiz) geboren. Nach Studien in Lübeck (Violoncello) und Wien (Musikwissenschaft) kam er 1994 als Herausgeber des Lexikons zeitgenössischer Musik aus Österreich ans neugegründete mica – music information center austria, wo er bis 2004 als Kurator für neue Musik, Urheberrecht und Internet sowie zuletzt auch als stellvertretender Geschäftsführer tätig war.

Stimmen zur Bestellung

Konzerthaus-Chef und Wien Modern-Präsident Matthias Naske zum Wechsel der künstlerischen Leitung: "Mit Bernhard Günther gewinnt Wien Modern eine der profiliertesten und innovativsten Persönlichkeiten des Fachs als Motor und Ideengeber. Die dem Neuen besonders zugewandte Offenheit Bernhard Günthers fußt auf einer profunden Kenntnis der Musik weit über die Moderne hinaus und verspricht eine Positionierung von Wien Modern im Zentrum des Interesses und der Wahrnehmung dieser Stadt.“

"Er verfügt über eine überaus vielschichtige Erfahrung im Musikbereich und war bereits international erfolgreich als Intendant tätig", kommentiert der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) die Entscheidung. "Auch Wien Modern wird durch ihn und neue Partnerschaften mit verschiedenen Kunstgattungen profitieren“.

Günther selbst wird folgendermaßen zitiert: „Wenn es Wien Modern nicht schon gäbe, müsste man es erfinden – als Experimentier- und Kommunikationsplattform mit identifikationsstiftendem Potenzial für die Wiener Musikszene einerseits, als das Wiener Fenster mit Aussicht auf das weltweite neue Musikgeschehen andererseits. Eine wesentliche Aufgabe bei der Konzeption und Planung des Festivals ab 2016 ist für mich, gemeinsam mit vielen Partnern in der Stadt die wundervolle Leidenschaft des Hörens, die ich seit den Aufbruchstagen von Wien Modern miterlebt habe, für die Zukunft neu zu erfinden.“

Bilanz mit gestiegener Auslastung

Wien Modern ist Österreichs größtes Festival für Musik der Gegenwart, gegründet 1988 von Claudio Abbado. Die 27. Ausgabe des Festivals ist am vergangenen Freitag zu Ende gegangen. Man bilanzierte mit einer Gesamtauslastung von 80 Prozent, im Vorjahr war sie bei 76 Prozent gelegen. Insgesamt fanden 63 Veranstaltungen statt, davon waren laut der Veranstalter 22 ausverkauft.

Schwerpunkte des Festivals waren dieses Jahr das musikalischen Schaffen von Georg Friedrich Haas und das Thema "on screen", zentral war dabei die Uraufführung der Sitcom-Oper "Das Leben am Rande der Milchstraße" mit allen sieben Folgen. Reinhard Fuchs war der Preisträger des diesjährigen Erste Bank-Kompositionspreises. Das Klangforum Wien unter der Leitung von Sylvain Cambreling spielte im ausverkauften Mozart-Saal des Wiener Konzerthauses sein Werk "Mania für Ensemble". Das Arditti Quartet spielte zum 40. Jubiläum mehrere Konzerte.

Die nächste Ausgabe, die letzte unter der künstlerischen Leitung von Matthias LošekLosek, startet am 5. November 2015.

INFO: www.wienmodern.at