Kultur

Neil Young jammt mit den alten Kumpels

Als Neil Young mit seiner legendären Band Crazy Horse vor etwas mehr als einer Woche im Londoner Hyde Park auftrat, waren sich alle Kritiker einig: Auch wenn es virtuosere Musiker gibt, als die von Crazy Horse, auch wenn Young mit seinem Können raussticht – die Chemie und das blinde Verständnis, das diese alten Freunde beim Spielen an den Tag legen, ist einmalig und garantiert einen ganz speziellen Abend.

Heute, Mittwoch, werden Young, Drummer Ralph Molina‚ Gitarrist Poncho Sampedro und Bassist Rick Rosas (eingesprungen für den erkrankten Billy Talbot) das auch in der Wiener Stadthalle zeigen. Denn obwohl der 68-Jährige Young auf dieser Tour nicht einmal 20 Songs pro Auftritt spielt, dauern die Konzerte fast zwei Stunden. Der Grund: Er liebt es, mit diesen Kumpels, mit denen er in den 70er-Jahren Klassiker wie "Rust Never Sleeps" und "After The Goldrush" aufgenommen hat, zu jammen.

Auch das Wien-Konzert wird da keine Ausnahme sein. Natürlich stehen dabei auch Hits wie "Heart Of Gold" und "Rockin’ In The Free World" auf dem Programm. Weil Young die Musik nach eigener Aussage aber nur mehr als Hobby sieht, verzichtet er darauf, bei Konzerten sein aktuelles Album in den Vordergrund zu stellen.

Viehzucht

Seine Hauptaufgaben sieht der in Kanada geborene Gitarrist heutzutage in seiner "Broken Arrow Ranch" südlich von San Francisco. "Wir betreiben Viehzucht und haben alle Arten von Nutztieren", erzählte er der Zeit. "Mir geht es dabei darum, den Blick fürs Ganze nicht zu verlieren. Es ist immer gut, Ziele zu verflogen, die außerhalb des Bereichs liegen, in dem man Experte ist."

So versucht Young zusammen mit Wissenschaftlern seit Jahren, Automotoren zu entwickeln, die keinen – oder nur einen minimalen – ökologischen Fußabdruck hinterlassen. Sein Motto: "Wenn du in der Welt etwas verändern willst, musst du dich auf Energie konzentrieren."

Außerdem hat er – mit dem "inferioren" Sound von MP3 schon immer unzufrieden – einen digitalen Musik-Player namens "Pono" entwickelt, der im Oktober auf den Markt kommen soll und nichts weniger verspricht, als "einen Sound, so wie er bei den ursprünglichen Aufnahmen im Tonstudio geklungen hat."