Kultur

Natália Kelly: "Ich wollte schon mit acht Musikerin werden"

Die 18-jährige Schülerin aus Bad Vöslau hat amerikanisch-brasilianische Wurzeln. Ein heißer Mix für Malmö. Dort wird Natália Kelly Österreich beim Songcontest vertreten. Zuvor sinniert sie aber noch über die Kelly-Family, den Sinn des Sitzenbleibens und Justin Bieber.

freizeit: Natália, bist du eigentlich mit der Kelly-Familie verwandt?

Kelly: Nein, und ich mache auch ganz andere Musik. Ich bin eine eigenständige Kelly. Mein Vater ist Amerikaner. Daher kommt mein Name.

Du hast die Vorausscheidung "Österreich rockt den Song Contest" für dich entschieden und fährst nach Malmö. Lass uns ein kleines Quiz machen. Wer hat Österreich 2011 vertreten?

Das war Nadine Beiler.

Das kam ja wie aus der Pistole geschossen. Weißt du noch, welchen Platz sie erreicht hat?

Ich weiß, dass sie im Finale war. Das ist auch mein Ziel. Die Tatsache, dass ich nach Malmö fahren werde, ist schon ein Riesenerfolg für mich. Jetzt kann es nur noch besser werden.

Nadine Beiler ist damals nur 18. geworden. Wärst du damit zufrieden?

Natürlich würde ich mich über einen Sieg für Österreich freuen. Aber das hängt von vielen Faktoren ab, die man nicht beeinflussen kann. Ich bin aber auch hier, um meine Musikkarriere zu starten und veröffentliche bald mein Album. Ich werde immer Musik machen, komme was wolle.

Du bist 18 Jahre alt. Wäre "Starmania" nicht das passendere Format für dich gewesen?

Als ich Lust dazu hatte, war ich zu jung. Mit 16 habe ich darüber nachgedacht, hatte dann aber schon andere Projekte. Das hätte sich mit der Schule nicht mehr vereinbaren lassen. Es waren ja auch ein paar große Sachen dabei. 2012 durfte ich gemeinsam mit drei amerikanischen Sängerinnen den Lifeball eröffnen. Das war schon toll.

Hast du schon mit einem Künstler gesprochen, der beim Song Contest dabei war, um dir Tipps zu holen?

Ja, mit Daria, die 2011 Kroatien vertreten hat. Sie lebt und arbeitet in Wien, da hat sich das angeboten. Den wichtigsten Tipp, den sie mir gegeben hat, war, nie den Spaß zu verlieren und sich vom Stress nicht fertig machen zu lassen. Sie meinte, ich solle den Fokus immer auf das Wesentliche richten: Dass ich dort bin, um Musik zu machen.

Nun ist ja Musikerin kein Beruf, den man einfach so ergreift. Hast du den für Eltern typischen Satz "Lern was G'scheites" nie gehört?

Die Musik war schon immer mein Leben. Als meine Mutter mit mir schwanger war, ist sie einem Chor beigetreten. Damals habe ich schon heftig darauf reagiert, wenn sie gesungen hat. Als ich dann auf der Welt war, hat sich das nicht geändert. Ich wusste schon mit acht, dass ich Musikerin werden will.

Und was haben deine Eltern dazu gesagt?

Meine Mutter war am Anfang schon sehr skeptisch. Aber als ich meinem Vater sagte, dass ich beim "Kiddy Contest" mitmachen will, meinte er: 'Was soll’s. Wir schicken eine DVD hin.' Das haben wir gemacht und ich bin mit "Just like a Pill" von Pink Zweite geworden. Das Einzige, was meine Eltern damals gesagt haben, war: 'Wenn du es machst, dann zu 100 Prozent und mit Spaß.' Das habe ich getan und jetzt fängt es an aufzugehen.

Bleibt neben der Schule und der Musik noch Zeit für andere Hobbys?

Früher habe ich Taekwondo gemacht, aber damit aufgehört, weil es mit dem Klavierspielen ernster wurde. Zu der Zeit mussten wir bei der Prüfung Bretter mit der Hand zerschlagen, was mir dann zu heikel war. Jetzt drehen sich alle meine Hobbys um die Musik. Vom Singen über das Klavierspielen bis zum Komponieren.

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Welchen Part hast du bei deinem Song-Contest-Lied "Shine" übernommen?

Mein Produzent Alexander Kahr hat die Melodie geschrieben, ich habe mich beim Text eingebracht und so den Song zu meinem gemacht. Es geht darum, wieder aufzustehen und nie die Hoffnung zu verlieren. Das war mir wichtig.

Ein ziemlich erwachsenes Thema für eine 18-Jährige. Würdest du nicht lieber über den Spaß am Leben singen?

18 ist nur eine Zahl. Das hindert mich nicht daran, viel zu erleben, gute und schlechte Dinge. Als ich erfahren habe, dass ich die 6. Klasse wiederholen muss, war das für mich anfangs ein irrsinniger Rückschlag. Ich dachte zuerst, das behindert meine Karriere. Erst später hat es sich als richtig herausgestellt. Wäre ich jetzt im Maturajahr und nicht in der 7. Klasse, könnte ich all das nicht machen. Es wendet sich im Endeffekt alles zum Positiven. Man muss nur Geduld haben. Alles hat seinen Grund.

Für diese Erkenntnis brauchen manche Menschen ein ganzes Leben.

Das habe ich meinen Eltern zu verdanken, die mich immer gefördert haben. Mein Papa reflektiert sehr gerne und sagt mir bei negativen Begebenheiten immer, ich soll das Positive an der Situation nicht übersehen. Das versuche ich.

Nach deinem Sieg bei der ORF-Show "Österreich rockt den Song-Contest" hat es auch negative Kritiken wie langweilig oder farblos gegeben. Schmerzt das nicht doch ein bisschen?

Es gibt immer positive und negative Kritik, ich freue mich aber vor allem über konstruktive Kritik. Man lernt nie aus und ich möchte mich weiterentwickeln. Das geht aber nur über Feedback.

Woher kommt dein selbstsicheres Auftreten?

Mir hat sehr geholfen, dass meine Eltern immer hinter mir gestanden sind. Meine Mama managt mich seit zehn Jahren. Sie ist Brasilianerin, stur und temperamentvoll wie ich. Deshalb gibt es auch Reibungen. Aber ein Blick genügt, und jeder von uns weiß, was zu tun ist.

Kann sie dir deine Aufregung vor Malmö nehmen?

Es ist ja noch ein Weilchen hin, aber eigentlich bin ich nie aufgeregt. Wenn ich einmal auf der Bühne stehe, möchte ich am liebsten nicht mehr runter.

Mitte April erscheint dein noch namenloses Album. Hast du einen Plan, wenn deine Musik-Karriere nicht nach Wunsch verläuft?

Es gibt einen Plan B. Dann studiere ich wenig überraschend Musik, wahrscheinlich Gesang. Aber ich hoffe natürlich, dass es gut geht.

Wie wird dein Album klingen?

Ich stehe auf natürliche Instrumente, was man hören wird. Synthesizer sind nicht mein Fall.

Welche Musik hörst du privat?

Ich mag viele Genres, auch Rock und ältere Sachen wie Nirvana, Janis Joplin oder Etta James. Mein absolutes Idol ist aber Céline Dion. Vielleicht ist es ein gutes Omen, dass sie auch beim Song Contest war.

Ich dachte ja, 18-jährige Mädchen mögen Justin Bieber.

Ich habe nichts gegen ihn, aber ich höre Justin Bieber nicht. Trotzdem verstehe ich, warum so viele auf ihn stehen. Er ist in meinem Alter und hat Riesenerfolg. Das habe ich mir immer gewünscht. Davor habe ich Respekt.

Würdest du ihn gerne treffen?

Jeder der mir musikalisch oder für das Leben etwas beibringen kann, ist erwünscht.

Du lässt dich auch wirklich nicht zu einer unüberlegten Äußerung hinreißen. Mir scheint, in deinem jungen Körper wohnt ein alter Geist.

Yesss!!!

Info: Das noch namenlose Album von Natália Kelly erscheint Mitte April. Am 18. Mai startet sie mit etwas Glück für Österreich im Finale des Song Contest in Malmö.