Nach Eröffnung in den Lockdown: Wien Modern macht online weiter
Corona-Zeiten überschatteten auch die Eröffnung der 33. Ausgabe von Wien Modern am Freitag im Konzerthaus. Unter dem Damokles-Schwert namens Lockdown gaben Dirigent Leo Hussein und das ORF-Radiosymphonie Orchester mit Werken von Pauline Oliveros, Enno Poppe und Uraufführungen von Gérman Toro Pérez und Hugues Dufourt den Auftakt.
Die Musikerinnen und Musiker des RSO spielten, als wäre es für lange Zeit das letzte Mal. Ohne Dirigent breiteten sie bei „The Tuning Meditation“ von Oliveros einen faszinierenden Klangteppich aus. Bei Enno Poppes „Filz“ trat Bratschistin Tabea Zimmerman mit ins Groteske verzerrten Weisen virtuos in Dialog mit dem Orchester, ab da mit Hossein am Pult, der in der Folge Toro Perez’ „Trazos II“ wie eine totale Dekonstruktion von Gustav Mahler auswies. Dufourts „Les deux saules aprés Monet“ („Die zwei Weiden nach Monet“) ließ er als elektrisierendes Klanggemälde erstrahlen.
Am Sonntag herrschte Gewissheit. Intendant Bernhard Günther gab bekannt: Wien Modern wird fortgesetzt. Der Wermutstropfen: nur im Internet und im Radio.
Ein Glück, dass Preziosen zeitgenössischer Kammermusik wie von Julián Carillo, Karlheinz Essl, Oliveros, Olga Neuwirth, Betsy Jolas und das mit Geräuschen spielende Streichquartett „Anima“ von Ashley Fure von einer der führenden Formationen, dem Arditti Quartet (Irvine Arditti, Ashot Sarkissjan, Violinen, Ralf Ehlers, Viola, Lucas Fels, Cello), noch live und brillant gespielt werden konnten.
Susanne Zobl