Mit Kamm & Schirm zum Frequency-Festival
Theo Hutchcraft, der Sänger der Hurts, ist Österreich-Fan. Im KURIER-Interview erzählt er, was er an Wien liebt und warum "Happiness" als Titel des Debütalbums des Duos eine Lüge - aber zulässig - ist.
KURIER: Sie sind ein glühender Verehrer von Egon Schiele. Was mögen Sie an ihm?
Theo Hutchcraft: Er war einer der handwerklich begabtesten Maler. Er hatte eine naive Perspektive, aber so wunderschöne Visionen, was seinen Stil so einzigartig machte. Außerdem hatte er ein tragisches kurzes Leben. Immer, wenn ich in Wien bin, stehe ich stundenlang vor den exakt gleichen Gemälden im Belvedere und im Leopold Museum. Als wir im März in Wien waren, wollte ich auch ins Bestattungsmuseum gehen. Das ging aber nicht, denn da muss man sich vorher anmelden.
Sie sind auch ein Falco-Fan und haben eine Version von "Jeanny" aufgenommen. Werden Sie die spielen?
Ich glaube nicht. Mein Deutsch ist nicht gut genug. Und ich hätte richtig Angst, das bei euch zu spielen, weil er hier so eine Ikone ist. Es war aber eine tolle Chance, das aufzunehmen, denn das ist einer der besten Pop-Songs aller Zeiten: Mit diesem düsteren Inhalt eigentlich subversiv und gegen den Mainstream - und trotzdem so populär. Aber gerade das schätze ich so an Falco: Mit der Attitüde, sich um nichts zu scheren, war er der Prototyp eines Popstars.
Das düstere Element ist auch Ihrem Stil eigen. Woher kommt das?
Daher, dass wir wirklich verzweifelt und am Ende waren, als wir Hurts gegründet haben. Wir hatten davor sechs Jahre in Bands gerackert und nichts hat funktioniert. Wir haben ernsthaft diskutiert aufzuhören, weil wir so lange arbeitslos gewesen waren, nie Geld hatten und dachten, emotional nichts mehr geben zu können, nachdem wir vier Jahre ohne Erfolg all unsere Leidenschaft reingebuttert hatten. Dann schrieben wir "Wonderful Life" und "Stay" und wussten sofort, das ist es.
Dann ist "Happiness" als Album-Titel ja eine Lüge.
Nein. Denn wenn du echt verzweifelt bist, fließt nicht nur das in die Musik, sondern auch die Hoffnung, in die man sich rettet, weil man aus dem Elend ausbrechen und sich nicht mehr so fühlen will. Ich finde schon, dass unsere Songs viele hoffnungsvolle Elemente haben.
Dann haben Sie ein Amateur-Video mit einer Tänzern für "Wonderful Life" gedreht, es ins Netz gestellt und so den Durchbruch geschafft. Welche Rolle spielte Ihr elegantes, poliertes Retro-Sytling?
Dabei noch keine. Denn wir haben uns schon so angezogen, als wir noch arbeitslos waren, um uns besser zu fühlen. Wenn man so verzweifelt ist, kann man sich mit schicken Klamotten zumindest etwas wohler fühlen. Aber als dieses erste Amateur-Video dann so oft angeklickt wurde, und wir deshalb den Plattenvertrag bekamen, haben wir diese Ästhetik forciert und als Image ausgebaut. Denn ohne ein gestyltes Gesamtpaket geht im Pop heute nichts mehr, ein guter Song alleine reicht nicht mehr.
Und um immer den perfekten Scheitel zu haben, ließen Sie sich in den Plattenvertrag reinschreiben, dass Sie bei Unterzeichnung einen Kamm bekommen?
Wir wollten nur sehen, ob wir damit durchkommen. Mein Partner Adam Anderson hat einen Regenschirm verlangt. Wir haben beides bekommen und seither immer mit dabei.
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