Kultur/Musik

Frequency Tag 3: Nackte Tatsachen & Gruppenkuscheln

Der dritte Tag beim FM4 Frequency Festival begann mit nackten Tatsachen und strahlendem Sonnenschein - zumindest am Vomittag. Leider hat sich das mittlerweile schon wieder geändert. Dichte Wolken hängen über dem Festivalgelände und haben die Wetterfrösche recht, wird es auch heute regnen.

Musikalisch führt uns die Green Stage heute zurück in die 90er- und frühen 00er-Jahre. Es wird Skatepunk von Millencolin, Ska von Ska-P und Melodic-Hardcore von NOFX - die übrigens den frei gewordenen Headliner-Slot der Babyshambles übernehmen - kredenzt.

Auf der Space Stage gibt es hingegen eine Melange aus Deutsch-Punk (Bela B.), Pop (Lily Allen) und HipHop (Stromae). Zum Abschluss schickt Skrillex sein Dubstep-Gewitter über das Festivalgelände.

Wir sind wie üblich dabei. Ob bei Regen oder Sonnenschein. Subjektiv im Blog.

Der Blog zum zweiten Tag des Frequency '14 zum Nachlesen.

Alle Inhalte anzeigen

So, zum Abschluss des heutigen Festivaltages hier noch die Konzertfotos. Viel Spaß damit, ich brauch jetzt Schlaf. Gute Nacht.

Ich bin überrascht. Überrascht von Skrillex. Es funktioniert, er macht alles richtig. Seine treibenden wie fordernden Beats entziehen dem Publikum auch noch die restliche Energie. Es ist übrigens voll. Richtig voll vor der Bühne. Davon konnten die Queens of the Stone Age gestern nur träumen.

Im Gegensatz zu einem David Guetta legt der Mann mit der eigenwilligen Frisur richtig auf, gröhlt ab und zu ein "put your hands up in the air" in die Menge und treibt sie weiter an. Sogar die Wolken haben sich verzogen - das Dubstep-Gewitter, Sie verstehen...

Musikalisch ist es so eine Sache, es muss einem gefallen - das tut es mir nicht - dennoch zieht die Show rein. Richtig rein. Wie gesagt, Skrillex macht alles richtig und hat sich den Headliner-Slot verdient. Er könnte aber gleichzeitig auch im Praterdome auflegen...

Bela B. feiert übrigens im Backstage-Bereich seine Aftershowparty und versucht gegen den Sound von der Space Stage anzukämpfen.

Die Konzertfotos von heute gibt es wie immer etwas später. Ich lass mich jetzt noch ein bissal vom Dubstep zudröhnen.

Lily Allen steht mit einigen überdimensionalen Baby-Flaschen auf der Bühne. Warum? Weil sie grad ein Kind bekommen hat. Oder so. Es wirkt auf jeden Fall ein bisschen komisch. Besonders mit den Zöpfen und ihrem Girlie-Outfit...

Ihren Sound mögen die Leute vor der Space Stage. Es wird getanzt und mitgesungen. Allen hat ihren Spaß und macht auch ein Selfie mit dem Publikum. So macht man das heute. Zugegeben, es ist nicht meine Musik, darum nenn' ich das Konzert mal nett. Ja, nett. Nicht mehr und nicht weniger.

An die Show von Stromae kommt sie trotz guter Visuals nicht heran.

Jetzt kommt gleich Skrillex. Wahrscheinlich mit zwei USB-Sticks im Gepäck. Aber das ist natürlich nur eine Vermutung. Wir werden es gleich sehen und hören.

Roland Düringer steht übrigens grad auf der LOL-Stage vor fast vollem Haus. Und referiert über "keine Macht den Drogen" und das man sein Leben nicht verlieren kann, weil, dann ist man da, und sein Leben ist weg, und das geht ja nicht.

Ja, beim Düringer klingt das besser als bei mir. Drum lass' ich das zitieren. Die Menschen sitzen übrigens fast alle - die Ermüdung, eh klar.

Ich schau mir jetzt aber wieder Lily Allen an, deren Pop überraschend festivaltauglich ist.

Stromae tanzt als wäre er aus Gummi, macht Stimmung als gäbe es kein Morgen und die Festivalbesucher freut es. Mit seiner wirklich grandiosen Band schmettert er seine Electro-HipHop-Songs von der Space Stage und es macht einfach nur Spaß ihm dabei zuzusehen. Die Beine beginnen sich zu bewegen, der Kopf zu nicken - ob man will oder nicht.

Dank der mittlerweile eingesetzten Dunkelheit leuchten die Visuals in die Nacht und erzeugen eine einmalige Stimmung. So geht Festival. Die Latte für Lily Allen und Skrillex liegt auf jeden Fall extrem hoch.

Der Regen gab zum Glück nur ein kurzes Gastspiel und hat das Frequency-Gelände schon wieder verlassen. Gut so, denn Stromae unterhält die Menge vor der Bühne mit seinen französischen Raps und teilweise deutschen Ansagen. Sein Sound zwingt einfach zum Tanzen. Gut so, die zweite.

Und da ist er, der böse, böse Regen. Kühl ist es schon den ganzen Tag, jetzt wird es auch noch feucht. Begonnen hat er pünktlich zum Auftritt von Bela B. - dem Schlagzeuger der Ärzte.

Solo steht er nicht hinter dem Schlagzeug, sondern im goldenen Anzug und mit Gitarre bewaffnet hinter dem Mikro. Leider, ja wirklich leider, kann er so nicht mit seiner Hauptband mithalten. Es langweilt ein bisschen - zumindest mich. Dem Publikum scheint es aber zu gefallen, trotz teilweise strömenden Himmelstränen - ja, das pathetische Wort musste jetzt sein - bleiben sie stehen und feiern den vielleicht "Besten Schlagzeuger der Welt".

Weiter geht es mit Stromae aus Belgien.

Passend zum Woodstock-Jahrestag stehen die Crystal Fighters auf der Space Stage und verbreiten das "Make Love, Not War"-Feeling. Gruppenkuscheln ist angesagt, denn "wir sind hier um die Liebe zu feiern. Umarmt euren Bruder und eure Schwester, die ihr bisher nicht gekannt habt", meint Sebastian Pringle, Sänger der britischen Band. Und die Menge vor der Bühne folgt seinen Worten. Ein Bild für die Götter.

Damit das Woodstock-Gefühl auch so richtig ankommt, dürfen beim letzten Song nackte Menschen die Band unterstützen. Peace.

Irgendwie bekommt man bei so viel Liebe vor und auf der Bühne Bock zum Schmusen, denn wie heißt es so schön: "Es keat oanfach viel mehr gschmust!"

Und jetzt etwas aus der Rubrik "Unnützes Festivalwissen": Heute vor genau 45 Jahren begann das Woodstock - quasi die Mutter aller Festivals.

Etwa 400.000 Menschen pilgerten damals nach Bethel, New York, um Bands wie Grateful Dead, The Who, Jefferson Airplane und Jimi Hendrix zu sehen. Ja, auch ich wär gern einer der 400.000 gewesen...

Der erste musikalische und vor allem stimmungstechnische Höhepunkt am heutigen Freitag ist Marteria. Der deutsche Rapper zieht gefühlt alle bereits wachen Festivalgäste vor die Space Stage. Es ist mehr los als gestern bei Queens of the Stone Age. Ich bin mir zwar nicht sicher ob ich das gut finden soll, aber naja, die Geschmäcker, die sind zum Glück halt verschieden.

Er trifft den Geschmack von den Besuchern und liefert eine energiegeladene HipHop-Show, hat sichtlich Spaß mit dem Publikum und wird dafür mit Jubel ohne Ende belohnt.

Dass es bei manchen schon Ermüdungserscheinungen gibt, hatte ich schon erwähnt, oder? Immerhin ist ja schon Halbzeit beim Frequency. Hier das Beweisfoto.

Um Fotos ging es auch heute Vormittag um 11 Uhr. Der deutsche Fotograf Gerrit Starczewski kam auch in diesem Jahr nach St. Pölten und ließ nackte Menschen für sich posieren. "Naked Heart" nennt er sein Projekt, das ihn auf die verschiedensten Festivals führt. Die Models bestehen dabei aus Festivalbesuchern, die eben gewillt sind, sich auszuziehen.

Hier die Fotos, wie er die Menge dirigiert.

Herzlich Willkommen beim dritten Tag des Festivals. Beim ersten Spaziergang über das Gelände sieht man schon ein paar müde Gesichter und schwankende - noch immer oder schon wieder? - Körper.

Aber zur Einstimmung auf heute, gibt es erstmal die Konzertfotos der letzten beiden Tagen. Geknipst von unserem Fotografen Florian Wieser.