Kultur/Musik

Vielfalt wirkt stärker als Bier & Shisha

Freitagnacht backstage beim Frequency-Festival in St. Pölten: Rapper Marteria fällt den Rockern der Broilers um den Hals. Ärzte-Drummer Bela B., der neuerdings Rockabilly macht, quatscht mit Zuckerl-Pop-Fratz Lily Allen. Die Britin wiederum will unbedingt Skrillex finden, um ihm zu sagen, wie aufregend sie ihn findet. Und alle zusammen tanzen zu einem Tape mit Klassikern wie "Girl You’ll Be A Woman Soon" und einer Jazz-Bläser-Bearbeitung von "My Heart Will Go On". Wer das mitgebracht hat, weiß keiner mehr. Und keiner fragt.

Tag drei im Rückblick

Was Freitag bei der spontan improvisierten Gin-Tonic-Party im Lounge-Raum vor den Garderoben der Musiker abging, war symptomatisch für das FM4-Frequency 2014. Obwohl die Programmierung mit der vielleicht bisher größten stilistischen Vielfalt im Vorfeld kritisiert wurde – die Verbrüderung von Gitarren und Computern, von tickenden Tanz-Beats und stampfenden Rock-Rhythmen, von süßen Melodien und kritischem Rap funktionierte.

Die Konzertfotos vom Frequency 2014

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Breites Angebot

Gegenbeispiele gab es nur wenige: Conor Oberst spielte seine melancholischen, eindringlichen Rocksongs Mittwochnachmittag für wenige Hundert Zuschauer. Aber er war wohl mehr ein Opfer des Anreise-Tages, zu einer Zeit programmiert, als man noch mit Zeltaufstellen und Biereinlagern beschäftigt war.

Der Auftritt von Bela B. zeigte natürlich schon deutlich, wie schnell die Fans weg sind, wenn ein Act mal nicht gefällt. Denn das Angebot ist auch abseits der Musik-Acts breit, wurde heuer um einen Schanigarten mit Pub und Bistro erweitert. Es gibt Tattoo-Stände, Massage, einen Techno-Dome für Raucher, eine Karaoke- und eine Shisha-Bar. Und mit Roland Düringer und Helge Schneider auch etwas zum Lachen.

Tag vier im Rückblick

Trotzdem schien das Musik-Programm heuer weniger als in den vergangenen Jahren nur der Soundtrack zum Festival-Erlebnis zu sein. Überall wurde diskutiert, was man gerade gesehen hatte, war – offenbar gerade wegen der gebotenen Vielfalt – Lust auf das Neu- oder Wiederentdecken zu spüren.

Intensiv

Etwa, als Royal Blood, die nächste Woche ihr erstes Album veröffentlichen, auf der Weekender-Stage ihren rohen Rock vorstellten. Dass die "die neuen Led Zeppelin" sind, sprach sich schnell herum. Oder als Hozier seinen intensiven Singer/Songwriter-Blues Samstag auf der Green Stage vorstellte.

Stromae, den Belgier, der vor Jahren mit dem Disco-Hit "Alors On Danse" Furore gemacht hatte, hatten wohl nicht mehr alle 50.000 Frequency-Besucher am Schirm. Trotzdem war das Areal der Space-Stage von Anfang an voll. Und alle ließen sich von dem fulminanten Auftritt mit perfekter Video-Show und dem entfesselt tanzenden Stromae zu ausgelassenem Gehüpfe und Gejohle animieren.

Kurz drauf Skrillex, der Dubstep-Gott, mit einem Stil, der im tiefsten Untergrund entstand. Mit Stücken, die wie ein Puzzle aus wuchtig wummerndem Bass und Geräuschfetzen zusammengesetzt sind – hysterisch, kreischend, und in Verbindung mit der faszinierenden Video-Show wie ein Bann, der sie alle erfasste: die eingeschworenen Dubstep-Fans, die verblüfften Dubstep-Laien und auch die, die gerade vorhin auf der Green Stage beim Punk von NOFX noch die Fäuste in die Luft gestemmt hatten.

Abseits von Hopfen und Malz wird am Frequency vor allem Deftiges serviert. Dazu gibt es heuer aber auch erstmals ein eigenes Irish Pub und laut Veranstalter Harry Jenner "die besten Burger". 400.000 Euro habe man diesmal in das Ambiente am Frequency investiert. Man sieht's. Eine Wiese mit Hängematten lädt zum Verweilen ein, der angrenzende Gastgarten mit Bierbänken ist geradezu idyllisch.

Aber zurück zu den Imbissständen: Wir haben uns zwar nicht durchgekostet, aber zumindest einige optische Eindrücke gesammelt. Mahlzeit.

Die Schnellimbisse im Kurzüberblick: