Comeback der sympathischen Grufties
Aus der Gruft steigt die kultig-bizarre Addams-Family. Die schaurigste Familie der TV-Geschichte erobert die Bühne. Im Theater 11 in Zürich hatte am Mittwoch das 2010 am Broadway uraufgeführte Musical Premiere, das deutschsprachig ab 2. 11. auch im Wiener MuseumsQuartier zu sehen sein wird.
Tango amore
Ein Grusical, eine Burleske mit einem hinreißenden Uwe Kröger als Latin Lover: "Ich sehe aus wie Cary Grant auf Ecstasy." Die von ihm verkörperte Figur des Gomez Alonzo "ist ein Herz auf zwei Beinen", eine Rolle, die ganzen körperlichen Einsatz fordert: "Es ist wunderbar, auch wenn ich am Ende des ,Tango amore‘ immer fix und fertig bin", sagt Kröger im KURIER-Gespräch.
Vieles bei der mit Schwarzlicht-Theater-Effekten gespickten Komödie erinnert frappant an "La Cage aux Folles", ist aber mehr als purer Slapstick. Regisseur Andreas Gergen und Choreograf Danny Costello haben alles fein austariert und präzise gearbeitet in Mienensprache, Gestik und Timing.
Makaber
Kröger/Gomez liebt im Grunde abgöttisch nur zwei Frauen: Seine Morticia (Edda Petri), "eine Herzogin im Salon und eine Turnerin im Schlafzimmer", die er gern anschmachtet: "Bist du bereit für die Reise in den siebten Himmel?"
Und seine Tochter, "die Prinzessin der Finsternis", die nach einem Wochentag heißt und mit einer Armbrust durch den Central Park läuft. Sie verliebt sich in einen Normalo und lädt seine Eltern ins Spukhaus ein, als wär’s die "Rocky Horror Show". Überhaupt ist der Clou bei dieser Sippe mit einem Zombie als Butler, dass sie mit ihren gespenstischen Werten genau das Gegenteil der vermeintlich normalen amerikanischen Familie verkörpert. Glück und Zufriedenheit empfinden Gomez, Morticia sowie Kind und Kegel erst, wenn die heile Welt auf dem Kopf steht, wenn die Kinder sich gegenseitig quälen; kurzum, wenn das allgemeine Unglück groß genug ist, um darin ausgiebig zu schwelgen.
Aber was ist schon verrückt? Und was normal? Ist doch "das Leben wie ein Drahtseil, auf dem du balancierst, und auf der anderen Seite wartet dein Sarg". Ist doch "in jedem Himmel die Hölle los" und liegt "in jedem Abschied ein Hallo". Es ist Zeit für Unbekanntes. "Tauche ein in deine Dunkelheit". Am Ende hat die Liebe gesiegt. Unterhaltung für die ganze Familie? "Ja", sagt Kröger. "Auch wenn manche zögern, ob die Show mit Horrorelementen Kindern zumutbar ist. Den wahren Horror sehen sie doch täglich in den Nachrichten."
"The Addams Family"
Die Musicalkomödie (Musik und Songtexte: Andrew Lippa; Buch: Marshall Brickman und Rick Elis), 2010 am Broadway uraufgeführt, lief dort mehr als 700-mal. Die Charaktere basieren auf Cartoons von Charles Addams. Die TV-Serie und Kinoverfilmungen machen die Grufties seit Jahrzehnten zu Kultfiguren.
Wann & wo: 2.–9. 11. (20 Uhr), 5. u. 6. 11. (16 Uhr); MuseumsQuartier, Halle E; 7., Museumsplatz 1; Karten: 01/ 96 0 96