Kultur

Ein Schatzkisterl der Skulpturen

Neuhaus an der Drau bei Lavamünd im Bezirk Völkermarkt. Unterkärnten. Die Landschaft sei hier viel schöner geworden, heißt es, seit es das Museum des Industriellen und Kunstsammlers Herbert Liaunig gibt. Also seit 2008. Jetzt steht der von den Wiener Architekten „querkraft“ geplante Bau sogar schon unter Denkmalschutz.

Im Mittelpunkt der aktuellen Schau „Von der Fläche zum Raum“ (bis 31. Oktober): Skulpturen, Malerei und Architektur. Günter Domenig hatte in den 80er-Jahren bei Liaunig die Leidenschaft für die dritte Dimension – die Architektur und für Skulpturen – geweckt. Und ein Kuriosum am Rande: Vor rund 40 Jahren hatte Liaunig für Josef Mikl in dessen Auftrag einige seiner Arbeiten zerschnitten, weil der Künstler „keine schlechten Bilder hinterlassen wollte“.

Skulptur und Plastik

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Blickfang am Eingang zur 160 Meter langen Halle ist eine fast fünf Meter hohe, sechs Meter breite und 3,5 Meter tiefe Monumentalskulptur aus blau glasiertem Ton von Elmar Trenkwalder.

Ein Spontankauf Liaunigs aus der Ausstellung des Tirolers kürzlich in Bremen. In 87 Kisten verpackt, haben die Einzelteile der Keramikburg, einer Art Miniatur- Sagrada-Família, sogar eine Reifenpanne des Transporters auf dem Weg an die Drau heil überstanden.

Das schwerste Objekt wiegt drei Tonnen. Von fragiler Schönheit ist dagegen Tony Craggs Pyramide aus sandgestrahlten Glasgefäßen: „Eroded Landscape“.

Wechselspiel

Originell bis witzig eine aus Holzbrettern zusammengeschraubte „Liegende“ aus Erwin Wurms „Holzwurmphase“, ein mit bunten Reklamestickern ausgekleideter Metallcontainer von Manfred Erjautz und die „Library of transformed information“, für die der Grazer Wolfgang Becksteiner 3650 Bücher zerschnipselte und zu einer neu formatierten Bibliothek wieder zusammenleimte.

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Auf mögliche Bezüge und Nachbarschaften weist Kurator Peter Baum immer wieder hin: Da tritt Maria Lassnigs frühes Gemälde „Raummenschen im Kubus“ in Dialog zu Gerhardt Moswitzers wuchtigen Eisenplastiken „Schwarze Queen“ und „Blech“ aus den 70er-Jahren.

Da ist die klassische Moderne mit Top-Plastiken von Fritz Wotruba, Joannis Avramidis oder Othmar Jaindl vertreten. Weitere Teilnehmer am spannenden Wechselspiel zwischen „Fläche und Raum“ sind mit malerischen Umsetzungen des Themas u. a. Robert Motherwell, Alfons Schilling, Wolfgang Hollegha, Markus Prachensky und Arnulf Rainer.

Als „Bonus“ quasi als Schau in der Schau präsentiert Sohn Peter Liaunig Skizzen, Modelle und Fotos von Architekten wie querkraft, Coop Himmelb(l)au, Hans Hollein, Gustav Peichl und Günther Domenig bis Zaha Hadid, Lebbeus Woods u. a.

Zukunftspläne

2014 bleibt das Museum geschlossen und wird um fünf bis sechs Mio. Euro um 2500 erweitert. Denn Liaunigs Sammelleidenschaft endet nicht bei der bildenden Kunst: Als Student gab er seine Briefmarken in Zahlung für den Ankauf eines Bildes von Drago J. Prelog, heute besitzt er eine der bedeutendsten Briefmarken-Kollektionen, sammelt auch Bücher, Atlanten, Silber, alte Gläser und – gemeinsam mit seiner Frau Eva – Miniaturen. „Und wir überlegen schon“, so Eva Liaunig, „statt der goldenen Kultobjekte der Akan aus Ghana künftig zur Abwechslung die Perlen vom Stamm der Yoruba zu zeigen.“

Info: Bis 31. 10., Mi.–So. 10–18 Uhr (Voranmeldung willkommen aber nicht notwendig); Führungen: 10, 12, 14, 16 Uhr, Kinder ab 12 sind willkommen 04356/21 115

www.museumliaunig.at

Museum: LiaunigNeuhaus/Suha, Kärnten 2008 eröffnet; 2012 ausgezeichnet mit dem Österreischichen Museumspreis und seit kurzem unter Denkmalschutz.

Kosten: Auf 9 Mio. € beliefen sich die Kosten für Grundstück und Bau.

Besucher: Das Interesse steigt. 2012 kamen bereits über 8500 Besucher.

Aktuelles in Zahlen:
3000
Werke umfasst die Sammlung zeitgenössischer heimischer Kunst seit 1945.

2500 zusätzlich an Ausstellungs- und Veranstaltungsfläche bringt die Erweiterung durch das Architekturbüro „querkraft“ 2014.