Kultur

Wiener Weinseligkeit trifft auf Blues, Country und Sozialkritik

Ich hatte keine Ahnung mehr, wo ich nach , Kabinenparty‘ als Rapper noch weitermachen sollte. Denn die Leute, die diesen Song abgefeiert haben, waren zum Großteil nicht mein Publikum."

Skero spricht von seinem Hit von 2010. Der Song – eine lustige Mixtur Riff-Rock, Rap und Pop – setzte damals zum Siegeszug an, wurde mit Platin und dem Amadeus für "Song des Jahres" ausgezeichnet. Und er katapultierte Skero in eine Welt nahe am Ballermann, in die er weder als MC der Hip-Hop-Formation Texta noch mit seinem Solo-Album "Memoiren eines Riesen" zu Hause war.

Keine Langeweile

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"Direkt nach ,Kabinenparty‘ hätten die Leute von einem Skero-Album genau diesen Sound erwartet", erklärt er. "Ich will mich aber als Künstler nicht langweilen."

Deshalb hat der als Martin Schlager geborene 31-Jährige jetzt eine Band gegründet, die genauso munter wie mühelos Wienerlieder mit Blues, Country und Soul-Elementen mischt.

"Aller Laster Anfang" heißt das eben erschienene Debüt-Album, Müßig Gang die Band. Und die schreiben Skero und seine Mitstreiter Rudi Gratzl (von der Band Wienerglühn) und Jovan Torbica bewusst getrennt, damit Gang auch englisch als Clique interpretiert werden kann.

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Kritik

"Müßiggang, oder moderner Entschleunigung genannt, ist ein Thema, das sich durch all diese Songs zieht", erklärt Skero. "Wobei das durchaus mit Kritik an unserem Lebensstil und dem Kapitalismus verbunden ist. Immer weniger Leute müssen in kürzerer Zeit mehr produzieren, denn der Kapitalismus verlangt eine ständig ansteigende Kurve, akzeptiert keine gerade Linie. Aber eigentlich wissen wir alle, dass das unmöglich ist. Deshalb haben wir am Cover ein Auto, das über eine Klippe rast."

Mit Humor und Ironie nehmen sie etwa in "Benzin" in typischer Wiener Weinseligkeit die Energie-Politik aufs Korn. In "Ungustl" beschreiben sie einen Typen, der "die Ellenbogen ausfährt und alles um sich herum wegboxt". Und dass man sich bei "Owezahn" über nicht nur an die Wiener Bürokratie, sondern auch an die Politik erinnert fühlt, ist volle Absicht.

Mission

Auch, dass sich die Sprache am alten Wiener Dialekt und an längst unmodern gewordenen Ausdrücken orientiert, ist Absicht. Die wieder zurück ins Bewusstsein der Leute zu holen, ist auch eine Mission des Projektes.

"Ich bin in Mödling geboren, aber meine Mutter war Wienerin. So habe ich schon als Kind die Bronner/Qualtinger-Songs geliebt. Über Attwenger und Roland Neuwirth bin ich da später wieder reingekippt. Aber in eine zeitgemäße Weiterentwicklung des Wiener Liedes – denn reine Traditionspflege interessiert mich nicht. Die führt nirgendwo hin."