Mit der Aura einer Sophisticated Lady – Film Noir für die Ohren
Zuerst Songs, die – außer dem Evergreen "Fever" – statisch und eindimensional wirken, von und mit der aus Malawi stammenden und heute in der Schweiz lebenden Sängerin und Songwriterin Malia, die einmal gestand: "Ich kann nur beruhigend singen." Und so klingt auch das meiste: leicht elegisch und jazzig. Durchaus elegant, aber auch allzu glatt.
Ganz anders Melody Gardot, die in hochhackigen Schuhen auf die Bühne stöckelt und fragt: "Wie geht’s?" Sie hat Charisma. Sie zelebriert ihre Stücke mit viel Freiraum für Improvisationen wie ganz große Oper, entwickelt aus einer simplen Melodie allmählich Hochdramatisches. Oder entwirft mit ein paar Akkorden am Pianino – assistiert von einer großen Band mit Bläser Section – allmählich ein expressionistisches Gemälde, um anschließend vokal die Klangtemperatur des dunklen Südstaatenblues’ zu erreichen.
Überhaupt ist die 30-Jährige live immer noch um einiges aufregender als auf Tonträger. Obwohl ihr mit dem neuen Album "Currency of Man" ein großer Wurf gelungen ist.
Lynchmord
"Preacherman" thematisiert den Lynchmord am 14-jährigen Emmett Till 1955 in Mississippi und hat geradezu hypnotische Kraft. Als Kontrast zum Film Noir für die Ohren gibt es auch manchen Blick zurück auf Songs wie "Our Love is Easy" und ganz am Ende mit "It gonna come" die Aufforderung zum Tanz und dezenten Hip Shake, den sie selber vorführt.
Übrigens: Ganz nebenbei erinnert die Chanteuse auch an den verstorbenen Bassisten Charlie Haden, der seinen alten, liedhaften Traum vom Jazz gelebt hat, aber doch nie – und dabei seelenverwandt mit der Gardot – auf die politische Mission von Musik vergaß, indem er sagte:
"Wir müssen zusammenhalten und uns gegenseitig helfen, die Schönheit am Leben zu halten. Wir müssen das Gegengift sein zu all dem Mist, der sonst passiert."
KURIER-Wertung: