Kultur

Mit 70 macht sich Polt den Veltliner selbst

Alt, aber Polt.Warum eine ehemalige Winzerkönigin ertrunken ist, wird man – etwas abrupt – am Ende erfahren.

Aber es wäre nicht notwendig gewesen.

Es zählt allein, dass Simon Polt in seinem Presshaus sitzt, eine Kerze anzündet und die Ruhe genießt. Es geht nahezu japanisch zu im Weinviertel.

"Alt, aber Polt" ist der sechste Krimi.

Das Abschiedsbuch.

Schon lange ist Polt kein Gendarm mehr, aber die Menschen sind ihm nach wie vor nicht gleichgültig.

Einiges hat sich seit dem vergangenen Roman aus 2009 im Wiesbachtal (= das Pulkautal, wo Autor Alfred Komarek nicht immer, aber sehr gern lebt) geändert.

Polt geht auf die 70 zu.

(So ein Zufall, Komarek ebenfalls!)

Die Gemischtwarenhandlung hat er von der Frau Aloisia Habesam geerbt und verkauft jetzt sauren Quittenkäse aus der Region und Käswurstsemmel (bitte mit Gurkerl) und lange Unterhosen.

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Damenrad

Außerdem ist er verheiratet und hat Zwillinge.

Mit zwei Freunden "schupft" er am Wochenende das Dorfwirtshaus. Sonst würde es keines mehr geben.

Und: Polt ist Weinbauer geworden. Er schenkt uns Grünen Veltliner aus seinem ersten Fass ein.

Bitte verfilmen, unbedingt verfilmen! Wobei es reicht, wenn die Kamera zumeist in der Kellergasse verweilt und Erwin Steinhauer am Tisch sitzt, die Augen geschlossen, ... "weil er sich dabei zuschauen wollte, wie er still Zwiesprache hielt mit seinem Presshaus und seinem Wein."

Ab und zu kann man ja zeigen, dass Polt nicht mehr so elegant wie früher auf sein Waffenrad klettert. Seine Karin hat ihm deshalb ein ... Damenrad gekauft.

"Alt, aber Polt" ist bestimmt der stillste Krimi der Serie (und wahrscheinlich einer der stillsten weltweit).

Man hofft auf jeder Seite, dass nichts Schlimmes passiert. Schon Schatten auf dem Friedhof irritieren. Schon ein alkoholkranker Polizist ist zu problematisch. Schon eine winzig kleine Brandstiftung lenkt von den eigentlichen Höhepunkten an – etwa: Polt kocht Erdäpfel, gibt kleine Würfel schneeweißen Speck in die Pfanne, ein Lorbeerblatt dazu, Pfeffer, ein Spritzer Essig.

Bescheiden. Ein Fest des Alltäglichen. Man kann es an der tschechischen Grenze feiern. Man kann dort überhaupt gut essen und trinken. Alfred Komarek empfiehlt KURIER-Lesern den Karlwirt in Alberndorf, den Gasthof Bsteh im Wulzeshofen, das Restaurant Weiler in Laa an der Thaya und den Lindenhof in Hanfthal.