Tom Cruise stoppt Opernball-Terror
Wir gehen erst, wenn er gesprungen ist", sagt Antonia Voiloshyn (15), die mit einer Freundin vor der Wiener Staatsoper ausharrt. Wie rund 200 andere Schaulustige blickt sie gebannt, was sich gerade auf dem Dach der Sehenswürdigkeit tut. "Wir haben heute schon jemanden mit einem Kapperl gesehen. Das war er. Oder zumindest glauben wir das. Die Gesichtsform würde passen." Wenig später haben sie Glück: Thomas Cruise Mapother IV, so sein voller Name, springt – und gibt anschließend Autogramme an seine Fans vor der Absperrung.
Geheimer Plot
Doch weder die Fans vor der ansonsten hermetisch abgeriegelten Oper, noch die zahlreichen Medienfotografen und Paparazzi, die auf dem Ring den ganzen Tag auf spektakuläre Tom-Cruise-Bilder warten, wissen, was genau gedreht wird. Bei den mit Planen abgedichteten Zäunen stehen die Securitys im Abstand weniger Meter: "Wenn jemand bei dem Spalt durchfotografiert, dann müssen wir das verhindern."
Der KURIER konnte dennoch in Erfahrung bringen, was dahinter los ist: Es wird ein Terroranschlag auf den Wiener Opernball gedreht. Am Mittwoch gab es die ersten Proben für einzelne Szenen, am Freitagnachmittag und in der Nacht auf Samstag wurde es erstmals ernst. Tom Cruise soll als Filmfigur Ethan Hunt versuchen, diesen Angriff zu verhindern. Deshalb auch die Aufnahmen auf dem Dach. Ob ihm das alles gelingt, wird man vermutlich erst bei der Premiere am 23. Dezember 2015 sehen. Denn die Produktion des Action-Streifens steht erst am Beginn. Man darf aber annehmen, dass Cruise mit seiner Mission erfolgreich sein wird – wie in den vier Teilen davor auch.
Bilder vom Dreh am Samstag
Doch der Fanansturm konzentriert sich derzeit auf die Oper. "Gestern sind wir schon vorbeigefahren und haben uns gewundert, warum alle da blöd hinaufschauen", erzählt Tourist Kristoffer Lemm aus Düsseldorf. "Dann haben wir gesehen, dass Tom Cruise am Dach steht. Deshalb haben wir heute nach dem Essen noch einmal hergeschaut. Aber jetzt fahren wir dann weiter ins Hundertwasser-Haus."
Ab heute, Sonntag, geht es mit den Dreharbeiten so richtig los. Hunderte Statisten werden erwartet, wenn offenbar der Opernball nachgestellt wird. Die öffentlichen Verkehrsmittel rund um die Oper werden deshalb in den Nachtstunden nur eingeschränkt unterwegs sein. Auch der Ring wird in dieser Zeit vor der Staatsoper teilweise gesperrt.
(Mitarbeit: Bernadette Redl und Paul Krisai)
Bilder von den Proben
Filmproduktionen erinnern an einen Wanderzirkus: Für wenige Tage reiten große Produktionen ein, drehen ein paar Szenen und ziehen weiter zur nächsten Location. Wenig später folgt die nächste Filmcrew.
Wie derzeit in Österreich, das in diesen Monaten im Banne der Fortsetzungen steht: Tom Cruise dreht in Wien den fünften Teil von "Mission: Impossible". Im kommenden Jahr folgt dann in Tirol der Dreh zum 24. Teil der James-Bond-Filmreihe.
Es sind keineswegs die ersten Großproduktionen, die in Österreich gedreht wurden bzw. werden – Bond war ebenso schon da wie Cruise, Brad Pitt verbrachte einen Teil der "Sieben Jahre in Tibet" in den österreichischen Alpen (ebenso Renee "Bridget Jones" Zellweger).
Der Grund für diesen Filmdreh-Tourismus ist ein simpler: Geld.
Mit gezielten Standort- und Filmförderungen, Steuererleichterungen und Tourismusgeldern werden internationale Produktionen angelockt – nicht nur von Österreich: Städte, Regionen und ganze Länder investieren Geld, um Schauplatz eines Erfolgsfilmes zu werden. Große Produktionen ziehen von Ort zu Ort, um diese Förderungen einzustreifen. Die Geldgeber hoffen dabei auf den Werbewert, den der fertige Film ausüben soll: Die Filme sollen das Interesse bei Touristen wecken.
Dieser Werbewert wird gerne als "unschätzbar" bezeichnet – was auch negativ gedeutet werden kann. Wie viele Menschen etwa aufgrund des Tom-Cruise-Flops "Knight And Day" (zum Teil in Salzburg gedreht) eine Nacht in der Mozartstadt buchten, ist kaum messbar. Und nicht immer weiß der Kinogeher, was er sieht: Wien musste etwa für die "Drei Musketiere" als Paris herhalten. Doch derartige Standortförderungen sind nicht nur touristisch, sondern auch wirtschaftlich gedacht: Es geht um lokale Arbeitsplätze und Abgaben, die ins Land geholt werden. Nicht umsonst hat selbst Hollywood – immerhin die Welt-Filmmetropole schlechthin – seine Standortförderung zuletzt auf 400 Millionen Dollar vervierfacht.
Filmstar Tom Cruise ist bekennender Österreich-Fan. Bereits 2009 drehte er mit Cameron Diaz in Salzburg den (nicht übermäßig erfolgreichen) Film "Knight & Day". Auch die deutschsprachige Premiere seines Films "Oblivion" wünschte er sich im Vorjahr explizit in Wien.
Mission: Impossible Für Österreich bzw. Wien dürfte sich die Liebe des Stars auszahlen: Der Dreh zum fünften Teil der "Mission: Impossible"-Serie ist die aufwendigste Produktion in Wien seit dem James-Bond-Streifen "Der Hauch des Todes" 1986.
Allein 230 Crewmitglieder kommen, wobei insgesamt geschätzte vier Millionen Euro in Wien umgesetzt werden.