Kultur

Konsumismus kontra Revolution

Mit zunehmendem Alter hat man weniger Ego, mehr Kilos und mehr Gelassenheit. Aber man will auch mehr Relevanz."

Deshalb, sagt Minisex-Mastermind Rudi Nemeczek, hatte er "riesige" Zweifel, mit seiner Band, die in den 80ern mit Hits wie "Rudi gib acht", "Eismeer" und "Du kleiner Spion" Austro-Pop-Geschichte schrieb, eine neue CD aufzunehmen.

Bis jetzt: Soeben ist "Reduziert" erschienen, und Nemeczek erzählt, dass die Minisex-Reunion schleichend kam: "Unsere Hits wurden nach der Trennung noch bis zu 1000 Mal pro Jahr gespielt. Deshalb haben wir 2010 eine Hits-CD gemacht. Außerdem sind wir bei Events wie ,Wickie, Slime & Paiper’ aufgetreten und wurden dadurch live wieder gefragt."

Trotzdem kam die Arbeit an "Reduziert" erst ins Rollen, als Nemeczek mit Patrick Pulsinger, Gerhard Potuznik und Stefan Just Größen der Wiener Elektronik-Szene kennenlernte. Die "nächste Generation" outete sich als Minisex-Fans und Nemeczek hatte in ihnen Mitstreiter gefunden, mit denen es im Gegensatz zu damals "keine Ego-G’schichtln und Streitereien" gab.

Alle Inhalte anzeigen

Prägnant

Musikalisch ist "Reduziert" sehr nahe den Minisex-Hits der 80er-Jahre: Poppige Melodien dominieren prägnante, tanzbare Songs, wobei der Sound von den neuen Mitstreitern mit hohem Wiedererkennungswert ins Heute geholt wurde.

Wiedererkennbar ist auch der Schlagwort-lastige Text-Stil von Nemeczek. "Wir haben das damals entwickelt, um uns von den vielen erzählenden Liedermachern im Austro-Pop zu unterscheiden und dem näher zu kommen, was in der internationalen Pop-Musik passierte."

Thematisch beschäftigt sich Nemeczek auf "Reduziert" viel mit dem Zwiespalt zwischen Konsumismus und Weltrevolution. Er reimt Prada auf Intifada, setzt Lifestyle-Attributen pointierte sozialkritische Anmerkungen entgegen und resümiert irgendwann: "Wir haben immer nur ein Ziel: berühmter werden als Persil!"

Das liegt an seinem Werdegang nach dem Minisex-Split Ende der 80er-Jahre. Danach schrieb er Musik für Werbungen, arbeitete für eine amerikanische Agentur.

"Ich habe dabei Kampagnen für große Marken und Weltkonzerne betreut. Ich habe sehr gut davon gelebt, das aber durchaus immer als diskutabel empfunden. Ich bin da tatsächlich ein gespaltener Mensch. Man müsste sich zwischen Konsumismus und Weltrevolution entscheiden, aber das ist nicht leicht. Ich bewundere Menschen, die mit sachlichen Dingen abschließen können und sagen, das ist mir nicht wichtig. Mir fällt das schwer."