In der Stadt, die es nicht gibt
Von Karl Oberascher
Michael Paul Smith hat sich seinen Kindheitstraum erfüllt. Vor der Einfahrt seines Hauses steht ein glänzender 56er-DeSoto. Original, mit Weißwandreifen und diesem breiten Chrom-Maul, das er schon als Kind so faszinierend gefunden hat. Dazu ein 57er-Mercury - der mit der Haifischflosse. Mehr als 300 solcher Oldtimer besitzt der 64-Jährige inzwischen. Als Autonarr kann man ihn trotzdem nicht bezeichnen. Seit Kindheitstagen begleitet Michael Paul Smith eine andere Leidenschaft. Smith ist Modellbauer, seine Auto-Sammlung nur im Maßstab 1:10 eindrücklich.
"Ich wollte immer schon einfach nur Modelle basteln", erklärt Smith, der schon als Tapezierer, Werbetexter und Maler gearbeitet hat, gegenüber KURIER.at. Eine Zeit lang hat er sogar davon leben können, Modelle für die Filmindustrie zu bauen. "Aber mit dem Aufkommen von Computeranimationen ist dieser Beruf fast ausgestorben", erklärt Smith. Seit er in Pension ist, kann er sich jetzt ganz seinem Hobby widmen. Aus Streichholzschachteln, Holzresten oder Pappkarton bastelt Smith kleine Sets, in denen er seine Autos inszeniert, als wären die Goldenen Fünfziger nie vergangen. Dass er an einem Modell mehrere Monate sitze, sei da keine Seltenheit, erklärt Smith.
Fiktion und Fünfziger
"Wenn du's nicht überzeugend machen kannst, dann lass' es besser ganz bleiben", hat ihm ein alter Modellbauer bei seinem ersten Job als Rat mitgegeben. Auf jedes kleine Detail muss Smith achten. Ist die Tür des Autos offen oder geschlossen? Und hat der Asphalt die richtige Farbe? "Ich will in meinen Bildern auch eine kleine Geschichte erzählen - dafür braucht man solche Anhaltspunkte." Für seine Serie hat sich Smith sogar einen eigenen Namen einfallen lassen. "Elgin Park" ist eine fiktive Kleinstadt - geboren aus Smiths Erinnerungen an seiner alten Heimat, dem Städtchen Sewickley, Pennsylvania und seiner Phantasie. "Ich erinnere mich gerne an diese Zeit zurück und meine Modelle sind mein Weg, sie zu konservieren", erklärt Smith. "Mir geht es um das Lebensgefühl, das damals herrschte." So kommt es auch, dass man in einem der Bilder ein abgestürztes UFO entdeckt - schließlich seien die 50er auch die Jahre der Alien-Hysterie gewesen .
Seine Modelle setzt Smith dann vor realer Kulisse in Szene. Worauf es dabei ankommt? "Natürlich auf die richtige Perspektive", erklärt Smith. Das Fotografieren sei dann aber der leichtere Teil seiner Arbeit. Mehr als eine Stunde braucht er nie, um ein Set richtig zu inszenieren. Seit 2008 teilt Smith seine täuschend echten Bilder auf der Fotografie-Plattform Flickr. Mit großem Erfolg. "Elgin Park" erhielt weltweite Aufmerksamkeit, wurde unter anderem in der Huffington Post und bei Spiegel Online vorgestellt. Sogar die die New York Times wurde auf Smith aufmerksam.
"Elgin Park": Einblick in die Modellstadt der 50er
"Old School Special Effects"
Um die perfekte Illusion zu wahren, bedient sich Smith aber auch noch eines anderen Tricks: "Ich bin überhaupt kein professioneller Fotograf. Angefangen habe ich mit einer 3-Megapixel-Kamera von Sony. Mittlerweile fotografiere ich mit einer 14 Megapixel-Kamera, um die Bilder für Ausstellungen auch ausdrucken und vergrößern zu können", erklärt Smith.
Ein lieber Freund habe ihm einmal eine sündteure Kamera geschenkt, die herausragende Bilder gemacht hätte."Aber die Bilder waren einfach zu gut." Auch auf Photoshop zur Nachbearbeitung seiner Bilder verzichtet Smith so weit es geht. "Ich verwende es nur, um etwaige Schilder, die nicht in die Szenerie passen nachträglich zu entfernen. "Ich mache also total Old Shool Special Effects."