Kultur

Michael Mittermeier: "Wild" im Globe Wien

Wir leben in einer wild(geworden)en Welt, in der Hass und Hetzerei schon fast Normalität sind. Also ist auch Michael Mittermeier "Wild", so der Titel seines Solos. Eigentlich furchsteufelswild.

Aber schließlich sei er nicht Hannibal Lecter aus "Das Schweigen der Lämmer", der einfach alle auffrisst, die ihm nicht passen. Also sortiert er im Durcheinander der dunklen Kräfte im Zeitgeist auseinander: "Du bist kein Rassist. Du bist ein Vollidiot!"

"Die Frage ist: Wo hört wild auf und fängt krank an?", so der bayerische Stand-up-Comedian und lässt im fünf Mal ausverkauften Globe Wien einfach "die Sau raus". Und das ist Programm.

Diesmal mehr noch als bisher: Knallharte Nummern und brettelharte Pointen ("Hey, bist du einsam, Opfer!"). Um die Absurditäten der Realität darzustellen. Etwa dass man in Amerika problemlos Pumpguns im Supermarkt kaufen kann, für ein Sixpack Bier aber den Ausweis zeigen muss.

Oder um über den Klimawandel, die "Dschihadzis", also Nazis auf dem Kriegspfad, und schlechtes Klopapier zu mosern.

Barack Obama, Winnetou, die Wikinger und Meister Yoda gehören ebenso zur Ausstattung der Gag-Kanonade wie Donald Trump, "der Mann mit der toten Katze auf dem Kopf", degenerierte Hunde und der nach China wieder "ausgewilderte" Wiener Pandabär Fu Long.

Der Schein trügt

Im Schweinsgalopp geht’s in zweieinhalb Stunden durch ein weites Themenspektrum: Vom Kampf mit dem Laserschwert auf einem Kinderspielplatz bis zum G7-Gipfel und Obamas Weißwurstfrühstück mit Provinzpolitikern in Krün.

Oft täuscht die Optik. Die Wilden seien sowieso nur halb so wild wie sie tun. Die Heavy-Metal-Fans beim Open-Air-Festival in Wacken sehen aus, als würden sie Kinder grillen, und sind in Wahrheit das denkbar friedlichste Völkchen.

Während Amokläufer und Serienkiller von Nachbarn stets als "ruhige, höfliche und nette Menschen" beschrieben werden.

"Jeder von uns hat seinen Keller", sagt Mittermeier mit Hinweis auf menschliche Abgründe. "Die Frage ist nur: Wie ist er befüllt?"

Zurufe aus dem Publikum kontert der fast 50-Jährige ("Jurassic-Mike") schlagfertig und schafft mühelos die Grätsche von humorig erzählten Alltagsbeobachtungen, etwa der weit verbreiteten Selfie-Idiotie ("Immer mehr Menschen sterben beim Versuch, ein Selfie zu machen"), bis zur Gesellschaftskritik, wenn er Hass und Hetze gegen Flüchtlinge anprangert.

Oder erklärt, warum alle Welt nichts dagegen hat, dass Deutschland als der größte Panzerlieferant Exportweltmeister ist: "Die sind halt froh, dass wir die Dinger nicht selbst behalten!"

Info: Vorstellungen am 11.+12. 10. Wiener Stadthalle F; 13. 10. Graz, Stadthalle; 14. 11. Salzburg, Arena; 21. 11. Linz, Tips Arena.