Weltreise von Tür zu Tür
Von Peter Pisa
Ob es sich so zugetragen hat, ist völlig egal, weil es sowieso wahr ist, und es ist selbstverständlich "wirklich" Michael Glawogger, der in Bangladesch in einem Hotel einen Geldschein bekommt, auf dem eine Telefonnummer steht.
Nichts Besonderes. Hat halt jemand gekritzelt.
Aber er bittet seinen einheimischen Freund, diese Nummer anzurufen. Es hebt ein Mädchen ab, das in der Wäscherei seiner Eltern arbeitet.
Er will das Mädchen treffen, er will das Gesicht zur Telefonnummer, und er sieht: Es ist ein unscheinbares Mädchen, die Eltern werden es kaum verheiraten können.
Deshalb der aufs Geld geschriebene Hilferuf; der kreative Versuch, doch noch einen Ehemann zu finden.
Denn klappt es nicht, wird das Mädchen von den Eltern fortgejagt. Oder an ein Bordell verkauft.
Das ist eines der 96 Bilder in "69 Hotelzimmer".
96, weil die Zimmernummer 69 verdreht ist.
Eigentlich sind es aber "nur" 95 Bilder, denn die Zimmernummer 13 fehlt – wie in so vielen Hotels.
Daheim Durchfall
Der österreichischeFilmregisseur Michael Glawogger starb im vergangenen April 54-jährig bei Dreharbeiten in Afrikaan einer zu spät erkannten Malaria.
Vier Monate war er unterwegs gewesen und hatte 70 Stunden Rohmaterial nach Wien geschickt. Ein Jahr, so war der Plan, wollte Glawogger ohne Thema und ohne Ziel um die Welt, um von ihr ein Bild zu machen.
DAS Bild.
Man könnte glauben, sein Film sei doch fertig geworden. Im posthumen Roman, der aus vielen kleinen Romanen besteht, gehen Hoteltüren auf und zu.
In Kambodscha und Sarajewo, in Graz und Hongkong, Paris, Mumbai ...
Und oft tauchen große Bilder auf. Wieso hat Michael Glawogger die richtigen Worte gefunden? Eva Menasse – Freundin der Familie – lektorierte, daran war bestimmt auch nichts falsch.
Ein Bild muss noch auf der Stelle kurz skizziert werden.
Der Ich-Erzähler läuft in Mali drei gefährlichen Typen mit zerrissenen T-Shirts davon – als er ein SMS aus der Heimat bekommt:
"Der Leopold hat Durchfall."
So ein Sch ...
KURIER-Wertung: