Kultur

Meisterschaft und Mühelosigkeit

Lockerheit war immer schon eine Tugend in der Malerei: Wer mit ein paar Pinselstrichen wallende Gewänder oder lebendige Gesichter herbeizaubern konnte, wurde in der Renaissance für seine „sprezzatura“ gerühmt. Diego Velázquez (1599–1660) brachte es dabei zur Meisterschaft; Francisco de Goya (1746–1828) und Edouard Manet (1832–1883) malten später mit einer ähnlichen – scheinbaren – Mühelosigkeit.

Nun nimmt es der Chinese Yan Pei-Ming sportlich mit diesen Größen auf: Die Bilder des 1960 geborenen Künstlers in der Salzburger Galerie Thaddaeus Ropac wirken zwar oft gröber als jene der Vorbilder, erreichen aber einen ähnlichen Kipp-Effekt zwischen malerischer Freiheit und Monumentalität.

Dabei ist es kein Zufall, dass der seit 1980 in Frankreich lebende Yan, der bereits seine Version der Mona Lisa im Louvre ausstellte, gern Päpste als Motiv nimmt. Neben Papst Franziskus, der in der Schau mehrfach begegnet, malte Yan auch Papst Innozenz X: Es ist eine Variante jenes berühmten Bildes, das Velázquez um 1650 anfertigte und das der Brite Francis Bacon um 1965 mehrfach variierte, unter anderem in jenen Grau- und Purpur-Tönen, die auch Yan Pei-Ming gern verwendet.

Großwildjagd

Es ist brillante Malerei, der aber eine gewisse Angeberei nicht abzusprechen ist: „Schaut, ich kann Velázquez, und Bacon auch“, scheint manches Bild zu rufen (ein Porträt, das Pablo Picasso zeigt, hängt auch noch in der Schau).

Die Frage, wer der Adressat dieser Gemälde ist, wird durch die Kombination mit Bildern wilder Tiere nicht entschärft: Das (sammelnde) Publikum sieht zwar distanzierte „Malerei über Malerei“, findet sich aber doch auch in der Rolle des repräsentationswilligen Würdenträgers oder Großwildjägers wieder. Mit Preisen zwischen 65.000 und 420.000 € sind Yans Bilder jedenfalls günstiger als Trophäen eines Picasso oder Bacon.

Gruppenausstellungen

Zwei weitere Galerien in Salzburglegen mit Gruppenausstellungen andere Zugänge zur Kunstgeschichte: Bei Mario Mauroner sind Künstler zu sehen, die an der Biennale Venedig teilgenommen haben; Barthélémy Toguos Holz-Köpfe, die auch als Stempel für politische Slogans fungieren, stechen hier ins Auge.

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Nikolaus Ruzicska versammelt wiederum Werke zum Thema Reduktion und Abstraktion: Das „Urbild“ des monochromen Quadrats begegnet hier in schrägen Neon-Versionen von François Morellet und in knalligen Varianten des US-Amerikaners Peter Halley. Beide Künstler, in ihrem Bereich längst etablierte Größen, treffen in der Galerie auf eine jüngere Generation (Francis Baudevin, Philippe Decrauzat); ein Endpunkt des malerischen Staffellaufs ist nicht in Sicht.

Yan Pei-Ming – Aggressive Beauty“ ist bis 26. 8. in der Galerie Thaddaeus Ropac, Mirabellplatz 2, zu sehen. In der „Halle“ (Vilniusstraße 13) zeigt Ropac neue Skulpturen aus der Serie "Expansion Field" von Anthony Gormley.

Der "Parcours d’Art“ mit Biennale-KünstlerInnen ist bis 29. 8. bei Mario Mauroner Contemporary Art, Residenzplatz 1 und Ignaz-Rieder-Kai 9, zu sehen.

„The Shadow of Your Smile“ mit abstrakt- minimalistischen Positionen läuft bis 26. 8. in der Galerie Nikolaus Ruzicska, Faistauergasse 12.

In der Sala Terrena der Residenz richten fünf Händler von 8.–23. 8. eine Mini-Messe mit Fotografie und Klassischer Moderne aus (www.artsalzburg.net). Die Veranstalter der zu Ostern etablierten „Art & Antique“- Messe ziehen von 15.–23. 8. mit einer Veranstaltung im Residenzhof nach; neun Händler für Antiquitäten & Moderne Kunst sind dabei (artantique-residenz.at).

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