Kultur/Medien

Harry, der Wagen bleibt stehen: Fritz Wepper ist tot

Der Kult um die  Krimi-Serie „Derrick“ war groß. 281 Episoden wurden von 1974 bis 1998 im ZDF erstausgestrahlt. In mehr als 100 Ländern wurde sie gesehen. Immer an der Seite des behäbigen Oberinspektors  Stephan Derrick (Horst Tappert) war Fritz Wepper, als  sportiver Assistent Harry Klein.

Wepper hatte die Figur bereits von 1969 bis 1974 in „Der Kommissar“ gespielt. Dort wurde er von seinem Bruder Elmar Wepper abgelöst, der auch in der Serie den Bruder (Erwin Klein) verkörperte.

In Trümmern

Aufgewachsen sind die beiden im zerbombten München der Nachkriegszeit. Fritz Wepper, geboren am 17. August 1941, erzählte   von Abenteuern mit anderen Kindern, wo sie Trümmergrundstücke erforschten. Eines der raren Vergnügen zu Hause: das Kasperltheater. Der Vater war 1944 in Russland als vermisst gemeldet worden. Die Mutter zog Fritz und den  drei Jahre jüngeren  Bruder allein groß. Was sie ihm  mitgegeben habe: „Dinge nicht so ernst zu nehmen.“

Parade-Komiker Karl Valentin hatte ihn schon früh fasziniert, auch „Don Camillo und Peppone“ standen hoch im Kurs. Bereits  1952 stand Wepper auf der  Bühne, im Kinderstück „Peter Pan“. Mit 18 Jahren erfolgte der Durchbruch im Kino, als Wepper im viel beachteten  Antikriegsfilm „Die Brücke“ von Bernhard Wicki die Rolle des Soldaten Albert Mutz spielte. Es folgten auch internationale Angebote wie „Flucht der weißen Hengste“, 1969 dann „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ mit Curd Jürgens. Im selben Jahr begann der Dauereinsatz in Krimiserien.

Harry, der den Wagen nie holen musste

Zum viel zitierten Markenzeichen von „Derrick“ wurde „Harry, hol schon mal den Wagen!“  – dabei fiel der Satz kein einziges Mal so. In Folge 2 sagt Derrick: „Harry, wir brauchen den Wagen, sofort!“ Damit war  jedoch nicht  der obligate BMW-Dienstwagen gemeint, sondern das Auto des Verdächtigen. In Folge 73  hieß es immerhin: „Harry, ich brauch den Wagen.“

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2013, als Tapperts Mitgliedschaft bei der Waffen-SS publik wurde, sank der Stern von „Derrick“, die Serie wurde nicht mehr wiederholt. Wepper hatte  da längst ein neues Standbein. Seit 2002 konnte er in der ARD-Serie „Um Himmels Willen“  seine komödiantische Seite ausleben. Als Bürgermeister  Wöller machte er den Schwestern des hiesigen Klosters das Leben schwer. Die Einstellung im Jahr 2021 empfand er als „Schlag ins Kontor“.

Lebenslust

Wepper, der sich einmal als „Sonntagskind“ beschrieb, war  für seine Lebenslust bekannt und liebte das Jetset-Leben. 1979 heiratete er  Angela von Morgen. Die langjährige Ehe, aus der eine Tochter hervorging (zwei Töchter stammten aus von Morgens erster Ehe) geriet 2009 in die Schlagzeilen. Eine Liaison zur mehr als dreißig Jahre jüngeren Kamerafrau und Regisseurin Susanne Kellermann wurde publik, 2011 bekamen sie eine Tochter. Er kehrte aber reumütig in die Ehe zurück, erst nach dem Tod der Ehefrau (2019) lebte er wieder mit Kellermann zusammen.

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Entspannung fand  der TV-Liebling beim Fliegenfischen mit dem Bruder. Im Oktober des Vorjahres ging ihm Elmar, mit dem er von 1994 bis 2001 in der Krimiserie „Zwei Brüder“ zu sehen war, aber voraus. Er starb mit 79 an Herzversagen. Fritz Wepper war da bereits am Herzen operiert  und hatte einen langen Kampf mit Krebs hinter sich. Im Dezember folgte eine Blutvergiftung. 

„Dass ich irgendwann sterben werde, habe ich akzeptiert“, schrieb Wepper 2021 in seiner Autobiografie. „Aber das Wie bereitet mir Sorgen. Niemand wünscht sich ein qualvolles Ende.“

Am Montag erklärte seine nunmehrige Frau Susanne: „Fritz ist friedlich eingeschlafen.“  

Er wurde 82 Jahre alt.

 

 


 

 

"Mit seinem Charisma und seinem Ausnahmetalent ist Fritz Wepper zu einem der beliebtesten deutschen Schauspieler geworden. Wir werden ihn sehr vermissen", sagte Deutschlands Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne), die den Verstorbenen als einen der erfolgreichsten deutschen Schauspieler würdigte. Schon als junger Mann habe er sich international einen Namen gemacht, etwa mit dem Antikriegsfilm "Die Brücke". "Es folgte eine jahrzehntelange Karriere, in der Fritz Wepper immer wieder unter Beweis gestellt hat, dass kommerzieller und künstlerischer Erfolg sich nicht ausschließen."

Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zeigte sich betrübt. "Fritz Wepper war wie sein Bruder Elmar ein bayerischer Schauspieler im allerbesten Sinne", schrieb er auf der Plattform X (früher Twitter). "Nun ist er mit seinem Bruder Elmar wieder im Himmel vereint." Dabei sei Wepper seiner Heimat München und Bayern immer treu geblieben.

ORF ändert Programm

Der ORF ändert anlässlich des Ablebens von Fritz Wepper sein Programm und zeigt den Publikumsliebling am Samstag um 14.55 Uhr auf ORF 2 in dem Film "Alles außer Liebe". Tags darauf folgen um 21.55 Uhr und 23.25 Uhr zwei Episoden der Reihe "Mord in bester Gesellschaft". Auf ORF III gibt es bereits am Karfreitag ein Wiedersehen mit Wepper, wenn um 23.20 Uhr "Hochwürden wird Papa" ausgestrahlt wird. Die Serie "Um Himmels Willen" läuft aktuell montags bis freitags um 9.55 Uhr und samstags um 13.30 Uhr auf ORF 2.