Kultur

Gedichte, Poeten und chilenische Geschichte

Als Schüler wollte Paul Smith Bibliothekar werden. Aber auch als Sänger und Textautor von Maximo Park ist der 34-Jährige eine Leseratte geblieben. Entsprechend drängten sich immer wieder Einflüsse aus der Literatur in die Songs der Band. Bis vor Kurzem erfolglos.

Denn erst beim eben erschienenen fünften Album „Too Much Information“ hat der Brite sich dabei nicht selbst zensuriert: „Früher dachte ich, wenn ich viele Ideen aus der Literatur aufgreife, wären meine Songs nur Plagiate“, erklärt er im Interview mit dem KURIER. „Jetzt aber weiß ich, dass alles, was von außen auf mich einwirkt, ohnehin durch meine Gefühle und Erlebnisse gefärbt und geprägt wird, bevor ein Song fertig ist.“

Musikalisch wirken Maximo Park auf „Too Much Information“ verspielter und experimenteller als bisher, verweben 80er-Jahre-Elektronik mit Zitaten aus der Rave-Zeit und dem druckvollen Gitarren-Pop, mit dem sie 2003 begannen.

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Faszinierend

In den Texten nimmt Smith sehr direkt Bezug auf Schriftsteller. So handelt „Her Name Was Audre“ von der afro-amerikanischen Dichterin Audre Lorde, auf die er über eine Dokumentation im Kino stieß: „Wie sie dabei ihre Gedichte gelesen und über ihr Leben gesprochen hat, hat mich fasziniert. Ich habe aber erst, nachdem ich den Song fertig hatte, ein Buch von ihr gefunden. Und eigenartigerweise finde ich ihre Gedichte auf dem Papier nicht so packend, wie diese Doku.“

Der Song „I Recognise The Light“ wurde von dem verstorbenen chilenischen Schriftsteller Roberto Bolano und Smiths Interesse für chilenische Geschichte inspiriert. Der schottische Romanautor Alan Warner stand bei dem Song „Leave This Island“ Pate, und „Drinking Martinis“ ist eine Art Denkmal für den amerikanischen Schriftsteller Don DeLillo.

Und in „Lydia, The Ink Will Never Dry“ wird Lydia Davis Platzhalterin für eine Ex von Smith: „Die Gedichte von Davis sind oft nur einen Absatz lang, aber sie sagt darin so viel aus, kreiert damit eine ganze Welt“, sagt er. „Und weil ich dem nacheifere, aber den Namen der Person nicht nennen wollte, habe ich stattdessen Lydia eingesetzt.“