Kultur

Wien war Lieblingskind in ihrem Herzen

Das Robert-Stolz-Lied „Auf der Heide blühn die letzten Rosen“ hat keine berührender gesungen. Sie war die Ehefrau und Traumpartnerin von Startenor Jan Kiepura und selber ein Weltstar – eine Klasse für sich: Marta Eggerth.

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Die Filmschauspielerin aus Budapest musste ihre Wahlheimat Wien 1938 verlassen und feierte in der Emigration Erfolge als Operettendiva am Broadway. Jetzt ist sie im Alter von 101 Jahren in New York friedlich eingeschlafen.

Das Sängertraumpaar der 1930er-Jahre macht Furore: Die blutjunge Soubrette aus Ungarn, die im ehemaligen Johann-Strauß-Theater in Wien in Kálmáns „Veilchen vom Montmartre“ und in Billy Wilders Tonfilm „Das Blaue vom Himmel“ (1932) sang, und der gut aussehende Pole Jan Kiepura.

Sie hatten sich 1934 in Berlin bei Dreharbeiten für den Film „Mein Herz ruft nach Dir!“ kennengelernt. Operettenfilme standen damals in höchster Blüte und Altmeister wie Robert Stolz, Paul Abráhám, Emmerich Kálmán oder Franz Lehár komponierten für das Paar.

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Das Weggehen aus ihrer „künstlerischen Heimat“ Wien „tat furchtbar weh“. Denn „die Liebe kann man nicht ausradieren, die bleibt“, sagte Marta Eggerth. „Wien war immer ein Lieblingskind in meinem Herzen.“

Nach 1938 feierte Kiepura Triumphe an der New Yorker Met, während die Eggerth von Hollywood entdeckt wurde. 1943 eroberten beide mit der „Lustigen Witwe“ auch den Broadway und standen in Lehárs Operette mehr als 3000-mal gemeinsam auf der Bühne – seit den 1950er-Jahren auch wieder in Europa.

„Die blonde Carmen“ hieß einer der mehr als 30 Musikfilme, die Marta Eggerth drehte. Sie war und blieb die blonde Unschuld. Ohne Skandale. Auf die Idee, dass die Liebe Sünde sein könnte, kam sie erst gar nicht. Sie wusste mit Jungmädchencharme und Heiterkeit – also einer Überlegenheit des Herzens – zu bezaubern.

1999 trat sie auf Vermittlung von Marcel Prawy im „Tatort“-Krimi „Nie wieder Oper“ auf. Großen Jubel erntete sie noch mit fast 90 Jahren bei einer Gala im Theater an der Wien mit Operettenmelodien.

Und als sie gefragt wurde, wie es denn ist, 100 zu werden, sagte sie sanft: „Ich weiß nicht. Ich habe keine Vergleiche. Fragen Sie mich mit 200.“