Mit Zeichenkohle dem Vergessen entrissen
Von Katharina Baier
Nur noch bis 2. September hat man die Möglichkeit, Manfred Bockelmanns Ausstellung „Zeichnen gegen das Vergessen“ im Wiener Leopold Museum zu besuchen. Seine 63 großformatigen Porträts – Kohlezeichnungen auf Jute – zeigen Kinder und Jugendliche im Alter von zwei bis 16, die zu Opfern des Nazi-Terrors wurden.
„Das Ziel war, sie auszulöschen. Sie sollten völlig verschwinden, auch aus unserem Gedächtnis. Mit meinen Zeichnungen wollte ich zumindest einigen wenigen Namen und Nummern Gesichter geben und sie aus der Anonymität der Statistik herausheben“, erklärt Bockelmann seine Motivation.
Bewusst hat er auch einige leere Flecken an der Wand zurückgelassen, um aufzuzeigen, dass die Anzahl der Opfer so groß war, dass gar nicht alle gezeigt werden könnten.
Als Grundlage für seine Arbeiten dienten ihm vor allem erkennungsdienstliche Fotografien der damaligen Behörden – der SS, der Gestapo und der Ärzteschaft – , die nach der Deportation der Kinder und Jugendlichen in den Spitälern und Lagern gemacht wurden.
Aber auch Fotos von Familienalben, die die Deportierten in eine ungewisse Zukunft mitnahmen, zog er heran. Erinnerungen an eine bessere Zeit, an ein glückliches Familienleben, dass durch das NS-Regime ein jähes Ende fand.
„Der Holocaust war für mich ein Leben lang ein Thema. Und ich habe mich oft gefragt, warum gerade ich in der richtigen Wiege lag. Ich hätte ja auch nach Auschwitz kommen können. Das hätten meine Spielkameraden sein können“, erläutert der 1943 in Klagenfurt geborene Künstler.