Märchenstunde in Hollywood
Von Dietmar Pribil
Im Bereich der Animationsfilme zeigte sich der Trend zu im Reich der Märchenwelt angesiedelten Filmen bereits in den vergangenen Jahren deutlich. Mit Blockbustern wie den „Shrek“-Verfilmungen, „Rapunzel – Neu verföhnt“ oder zuletzt mit dem Dreamworks-Hit „Der gestiefelte Kater“ wurden vor allem die Kinder als Zielgruppe ins Visier genommen. Parallel dazu drang das Fantasy-Genre in neue Dimensionen vor. Hunderte Millionen Teenager machten die Hypes rund um die „Harry Potter“-Reihe und die „Twilight“-Saga mitsamt der angeschlossenen Franchise-Maschinerie zum Milliardengeschäft für Hollywood. Doch: Harry Potter hat ausgezaubert und bei „Twilight“ ist der letzte Biss bereits in Aussicht – am 22. November startet mit „Breaking Dawn – Biss zum Ende der Nacht II“ der letzte Teil der Saga. Der Gelddruckmaschine droht somit baldiger Stillstand.
Also: her mit frischer Ware. Bereits 2010 und 2011 bahnte sich der neue Hollywood-Trend an, mit dem Schwenk von Fantasy zum Märchenfilm: Während das liebe Rotkäppchen mit „Red Riding Hood“ bescheidene Erfolge erzielte, startete die 3-D-Neuverfilmung von „Alice im Wunderland“ ordentlich durch. Damit schien bewiesen: Die alten Geschichten haben noch immer das Zeug zum Kassenschlager.
Davon ist in Hollywood vor allem ein Mann überzeugt: Joe Roth, der Produzent von „Alice im Wunderland“. Sein Name steht hinter den Produktionen „Snow White and the Huntsman“ (Kinostart: 1. Juni) mit Charlize Theron und „Twilight“-Star Kristen Stewart, einem für 2013 angekündigten Prequel von „Der Zauberer von Oz“ (mit James Franco und Mila Kunis) sowie „Peter Pan Begins“ mit Channing Tatum in der Titelrolle.
Knusperhaus
Mit einem Sequel zum eigentlichen Grimm-Märchen versucht Paramount ab 1. März zu punkten: „Hänsel & Gretel: Hexenjäger“ spielt 15 Jahre nach den ersten Knabbereien am Lebkuchenhäuschen. Und ab 5. April ist dann Julia Roberts in „Spieglein, Spieglein – die wirklich wahre Geschichte von Schneewittchen“ als übel gelaunte Königin zu sehen, die das schöne Stieftöchterlein (Lily Collins) loswerden möchte. Von Regisseur Tarsem Singh – entgegen dem Hollywood’schen Hang zur Düsternis – klassisch-fantastisch als Film für die ganze Familie realisiert. Von der phänomenologischen Seite betrachtet, setzt Hollywood mit den Märchenfilmen lediglich das fort, was mit der „Twilight“-Saga begonnen wurde. In beiden Welten geht es um mehr als nur Geschichten, die sich einer auf eher konservativen Werten fußenden Moral bedienen. Unterschwellig sind es vor allem auch die ewigen Themen der Pubertät, die behandelt werden – wie die erstmals aufkeimende Sexualität (Schneewittchen, Rapunzel) sowie deren Unterdrückung. Inhalte, mit denen die Studiobosse vor allem den weiblichen Teil der „Twilight“-Seherschaft ins Reich der klingelnden Märchenwelt-Kassen hinüberziehen möchte.
TV macht mit
Aber auch das Fernsehen sprang auf den Zug auf. Mit „Grimm“ bringt der US-Sender NBC derzeit eine TV-Serie zur Ausstrahlung, in der der Polizist Nick Burckhardt Jagd auf Monster in Märchengestalt macht. Und in der ABC-Serie „Once Upon a Time“ verschlägt es Anna, eine Frau mit einer schweren Vergangenheit, in eine magische Stadt, in der sie die Bewohner als Märchenfiguren wahrnimmt. Rumpelstilzchen inklusive.
TV-Tipps
Die Chroniken von Narnia - Sonntag (22. Jänner), 20.15 auf Sky Cinema.
Im finsteren Walde - Freitag (27. Jänner), 21.45 auf Arte.