Kultur

MAD-Zeichner Mort Drucker: Einer der Besten der üblichen Idioten

Mort Drucker gehörte zu den „üblichen Idioten“. Das war eine Auszeichnung: „The Usual Gang of Idiots“.

Die Redaktion des amerikanischen Satiremagazins MAD nannte sich selbst so, und da wollte man dazu gehören, als Mitarbeiter oder wenigstens als Leser. Mit dem/den Alten ist man lange genug geschwommen. (In den 1970ern hatte die US-Ausgabe zwei Millionen Abonnenten, von der deutschen Ausgabe wurden später bis zu 300.000 Hefte monatlich verkauft.)

Sieg der Dodgers

Mort Drucker gehörte fünf Jahrzehnte dazu. Er zeichnete Filmparodien. 238 sollen es insgesamt gewesen sein, bevor er sich im Jahr 2008 zurückzog. Eine Generation von Karikaturisten und Illustratoren hatte er inspiriert. Konnte man nicht wenigstens so cool heißen wie er?

Ein Kinofilm, der nicht von ihm wahrgenommen wurde, war wenig wert. Einen Schauspieler, der nicht in MAD auftauchte, konnte man vergessen.

Der Schauspieler Michael J. Fox in der Johnny Carson-Fernsehshow auf die Frage, wann er merkte, „oben“ angelangt zu sein: „Als Mort Drucker meinen Kopf zeichnete.“

Wie es sich für eine derartige Zeitschrift gehört, die so gar nicht in den Trafiken neben die Kindercomics passte, war das Engagement … grundvernünftig: Drucker hatte sich während eines Baseballspiels an Herausgeber Bill Gaines herangeschlichen. Gaines versprach: Wenn die Dodgers gewinnen, bekommt er einen Job. Die Yankees waren 1956 chancenlos.

Und Drucker, von dem noch niemand wusste, wie gut er war, zeichnete, bis er wirklich so gut war und z. B. die „West Side Story“ mit Chruschtschow, de Gaulle und Castro besetzen konnte.

„Ich war wie eine Kamera und suchte den richtigen Blickwinkel, das richtige Licht, eine Großaufnahme an richtiger Stelle …“

Nach seiner Parodie des Star-Wars-Film „Das Imperium schlägt zurück“ forderte ein Anwalt der Lucasfilm, das MAD-Heft unverzüglich einzustampfen. Die Redaktion schickte dem Anwalt eine Kopie des vorangegangenen Schreibens von George Lucas, immerhin ist es sein Film und seine Firma: Lucas hatte gebeten, die Originalzeichnungen kaufen zu dürfen. Den Zeichner verglich er mit Leonardo da Vinci.

Am Wochenende ist Mort Drucker im Städtchen Woodbury, New York, gestorben. Er hatte über Atemnot geklagt. Zu einem Test auf Coronaviren kam es nicht mehr. Drucker war 91. Dass MAD vor dem Aus steht, hat er noch mitbekommen.

 

Das Bild oben zeigt das Cover (Ausschnitt) eines Sonderhefts zu Ehren Mort Druckers