Lola Marsh aus Israel bekommen Liebesbezeugung aus Syrien
Erst vor zwei Tagen war Lola Marsh-Sängerin Yael Cohen wieder wegen einer Fan-Botschaft den Tränen nahe. Ein Mädchen wandte sich an den Instagram-Account des Duos und schrieb: „Ich liebe euch und eure Musik – aber leider bin ich aus Syrien!“
„Mindestens einmal pro Woche bekommen wir solche Nachrichten von Leuten aus arabischen Ländern, die unsere Musik lieben und uns live sehen wollen“, erzählt die 35-Jährige vor ihrem Auftritt beim FM4-Geburtstagsfest im KURIER-Interview. „Ich träume dann davon, eine Tour durch alle Länder rund um Israel zu machen. Aber das geht nicht.“
Legal könnten Cohen und ihr Duo-Partner Gil Landau, nach Ägypten und Jordanien einreisen. Aber dort findet sich niemand, der ein Konzert von Lola Marsh veranstalten würde. „Das liegt an der Kommunikation zwischen Israel und arabischen Staaten. Und an der Desinformation der Medien, wo es immer nur heißt, du musst dich vor denen fürchten, denn die wollen dich nur umbringen.“
„Stimmt“, schiebt Cohen ein. „Ich wäre gern im November zum Coldplay-Konzert nach Jordanien gefahren, habe mich aber nicht getraut. Und dabei bin ich sicher, dass der Großteil der Leute okay ist, einfach nur in Frieden leben will, und es oft nur die Politik ist, die die Probleme macht.“
Nicht in den Nachbarländern spielen zu können, schmerzt, weil Lola Marsh mit ihrem cineastischen, an Lana Del Rey erinnernden Indie-Pop in den letzten Jahren die ganze (andere) Welt erobert haben. Sie sind in Europa, den USA und sogar in China aufgetreten, hatten sich von Anfang an geschworen: „Wo man uns hören will, werden wir spielen!“
„Wir kommen zwar in Staaten mit bestimmten Regimen, aber wir spielen für die Leute, die dort leben“, erklärt Cohen. „Ich war als Tourist in Indien unterwegs und hatte einen ‚Free Tibet‘-Sticker auf meinem Rucksack. Ich wusste über die Annexion Tibets durch China und habe das sehr ernst gemeint. Aber deshalb jetzt nicht in China zu spielen und die Leute für ihre Politiker zu bestrafen, wäre falsch.“
Aber nicht nur wegen dieser Einstellung packen Lola Marsh nichts Politisches in ihre Songs. Sicher weigern sich Cohen und Landau bewusst, „den bösen Kräften zu erlauben, unsere Leben zu kontrollieren“ und konzentrieren sich lieber auf das Schöne in ihrem Leben – die Tatsache, dass sie Musik machen dürfen und in Tel Aviv leben können, das eine blühende Kreativ-Szene hat.
Andererseits aber drängte sich bei den beiden in den letzten Jahren auch immer ein inneres Gefühlschaos vor die Wirrnisse in der Außenwelt: Ihre Paarbeziehung zerbrach nämlich 2016 am Ende der Aufnahmen zum Debüt-Album. Und das schlägt sich auch auf dem Freitag erscheinenden zweiten Album „Someday Tomorrow Maybe“ in Songs wie „Darkest Hour“ oder „Hold On“ nieder.
„Das war schon hart“, erzählt Landau. „Denn wenn du dich von jemandem trennst, willst du denjenigen eigentlich für eine Weile nicht mehr sehen. Wir aber mussten ein Monat nach der Trennung gemeinsam auf Tour gehen. Dazu hatten wir uns verpflichtet und keine Wahl. Das war eine Zeit, in der wir uns fast hassten.“
„Gehasst haben wir uns nicht, da übertreibst du“, korrigiert Cohen. „Aber wir haben uns wie in einer Falle gefühlt. Denn da war gerade auch so viel Druck von außen, die Erwartungen der Fans, die der Plattenfirma und letztendlich auch die unserer Familien. Dass wir diese Zeit überstanden haben und uns nicht hoffnungslos zerstritten haben, ist unser größter Erfolg.“
Kam es je in Frage, die Band der Beziehung zuliebe aufzugeben? Da sind sich die beiden einig: „Nein! Für uns war klar, Lola Marsh kommt zuerst. Denn wir streiten viel über Entscheidungen, die wir als Band treffen müssen. Aber nie, wenn wir zusammen Songs schreiben. Dabei macht es klick und es passiert etwas Magisches. Das ist, was uns ursprünglich zusammengebracht hat. Und das wird immer an erster Stelle stehen.“
Lola Marsh live:
28. 2. Dornbirn/Spielboden
3. 3. Salzburg/Rockhouse
4. 3. Graz/Dom