Viele neue Regalmeter für Literatur und Zeitgeschichte
Von Michael Huber
Einst wachte Franz Grillparzer in dem Haus Johannesgasse Nummer 6 über Finanzakten der Monarchie, die die vielen hölzernen Regale des "k.u.k. Hofkammerarchivs" füllten. Die Regale sind heute denkmalgeschützt – und seit Kurzem sind sie mit Vitrinen, Schubern, Hörstationen, Schautafeln, Schriftbändern und zahlreichen Faksimiles gefüllt.
Original-Schaustücke – darunter Werkskizzen Robert Musils zum "Mann ohne Eigenschaften", Peter Handkes selbst geschnitzter Wanderstock und diverse Handschriften – fehlen noch. Doch das neue Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek, das ab 18. April für Publikum zugänglich sein wird, ist weit gediehen – davon konnten sich Medienvertreter bei einer Besichtigung am Mittwoch überzeugen.
Alte Aura, neue Medien
Organisiert ist die Museums-Dauerausstellung einerseits chronologisch; zugleich leiten literarische "Marksteine", die historische Entwicklungen begleiteten, durch den Parcours: Joseph Roth gesellt sich so zum Ende der Monarchie, Jean Améry zur Auschwitz-Bewältigung, Ingeborg Bachmann zur Epoche des Kalten Kriegs.
Grillparzers ehemalige Kanzlei wird ebenfalls Teil des Museumsrundgangs werden; Sonderausstellungen soll es erst im kommenden Jahr geben. Kulturminister Ostermayer betonte beim Rundgang zwar, dass die Eröffnung des Museums finanziell nicht zulasten anderer Literaturförderungen gehe. Eine von seiner Vorgängerin angekündigte Erhöhung der jährlichen Gelder für die ÖNB wird es jedoch nicht geben.