Kultur

Handgreifliches von Perücke bis Gehstock

Grillparzerhaus“ soll es heißen, das neue Museum im ehemaligen k. k. Hofkammerarchiv in der Johannesgasse 6 in der Wiener City.

Aus gutem Grund: Hier amtierte Franz Grillparzer von 1832 bis 1856 als Zerrissener zwischen den Pflichten eines Archivdirektors und den Ambitionen eines Schriftstellers. Was Franz Kafka zum schönen Satz inspirierte: „Dass sich in Wien ordentlich leiden lässt, das hat Grillparzer bewiesen.“

Ab 2015 wird „an diesem Ort der Vergangenheit und der Gegenwart“, so Johanna Rachinger, Generaldirektorin der österreichischen Nationalbibliothek, die heimische Literatur in ihrer Vielfalt umfassend präsentiert, u. a. auch das Arbeitszimmer mit Original-Schreibpult von Franz Grillparzer.

„Ein Traum wird Wirklichkeit“, sagte Claudia Schmied bei der Baustellenbesichtigung in den denkmalgeschützten Räumen mit ihren historischen Archivregalen.

Das Kulturministerium finanziert mit 2,6 Mio. Euro die Einrichtung, während das Wirtschaftsministerium die Kosten der Gebäudesanierung in der Höhe von 2,8 Mio. Euro trägt. Die jährlichen Betriebskosten von 850.000 Euro müssen ab 2015 aus der Basisabgeltung der Nationalbibliothek gedeckt werden. Auf zwei Ebenen – insgesamt stehen 730 zur Verfügung – planen BWM Architekten mit Planet Architects eine „abwechslungsreiche Präsentation österreichischer Literatur vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart“.

Ausstellungsobjekte

Eine dritte Ebene ist für Wechselausstellungen reserviert. Neben Büchern, Manuskripten, Briefen oder Fotos werden auch ungewöhnliche Objekte gezeigt wie Doderers Morgenmantel, jene Perücke, die Egon Friedell bei seinem Goethe-Sketch trug, und die Wanderstöcke von Peter Handke, der einmal schrieb: „Es ist die Literatur, die das Bild eines Landes bestimmt, gerade indem sie allen fertigen Bildern mit Hartnäckigkeit und sanfter Gewalt widerspricht.“

„Das Literaturmuseum ist bereits das fünfte von uns unterstützte Infrastrukturprojekt“, so Kulturministerin Schmied mit Hinweis auf das mumok, das 21er Haus, die Wiedereröffnung der Kunstkammer und die Neuausrichtung des Völkerkundemuseums . „Insgesamt das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur bisher 56 Millionen Euro in Infrastrukturprojekte investiert.“