Kultur

Lindsey Stirling: Mit Dubstep und Klassik in Wien

Eine eisige Gletscher-Landschaft, ein Mädchen, das Geige spielend hindurchtanzt, ein Song, der Dubstep-Rhythmen mit einer klassischen Violin-Melodie paart: Als Lindsey Stirling das Video zu „Crystallize“ voriges Jahr auf YouTube stellte, war sie schnell auf einer Million Views. Ende des Jahres waren es schon 42 Millionen.

Und wenn Lindsey Stirling am Donnerstag live in Wien auftritt, steht der Clip bei fast 62 Millionen Views. Aber nicht nur deshalb ist das Konzert in der Arena seit Wochen ausverkauft. Stirling hat seither ihr selbstbetiteltes Debüt-Album veröffentlicht und mit den Videos zu „Skyrim“ und „Shadows“ ebenfalls weit über 20 Millionen Zuseher begeistert.

Nervös

Und das, obwohl sie einem Erfolg der Klassik/Dubstep-Fusion selbst skeptisch gegenüberstand: „Ich war extrem nervös, als ich ,Crystallize‘ online stellte“, erzählt sie im KURIER-Interview. „Ich dachte, sowohl die Klassik-Hörer als auch die Dubstep-Fans sind so puristische, leidenschaftliche Gemeinschaften, die ihren Stil sehr gut kennen und lieben. Ich dachte, sie könnten mich dafür verdammen.“

Die Idee zu der Fusion, gibt die Amerikanerin zu, kam von einem befreundeten Produzenten. „Ich hatte immer schon auch Tanzmusik geliebt. Tatsächlich habe ich meine Eltern schon mit sechs Jahren sowohl um Violin-Unterricht als auch um Tanzstunden angebettelt. Beides konnten sie sich aber nicht leisten. Sie sagten, ich müsse mich für eines entscheiden. Also entschied ich mich für die Violine und habe mir das Tanzen selbst beigebracht, indem ich Hip-Hop-Videos aus dem Internet studierte.“

Dubstep-Pionier Skrillex war zwar schon ihr Held, als sie damit anfing, Violin-Melodien mit Tanz-Rhythmen zu paaren. Dubstep erschien ihr damals dafür aber doch zu extrem: „Ich dachte, das ist so harsche, eckige Musik, die wird nie mit der Schönheit von Geigen-Klängen zusammenpassen. Aber als mir gleich mehrere Produzenten das nahelegten, nahm ich es als sportliche Herausforderung, gerade so gegensätzliche Stile zu vereinen. Und damit vielleicht sogar Leuten, die nichts mit Klassik anfangen, diese Musik näherbringen zu können.“

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Chaotisch

Diese beiden Pole, chaotisch und schön, versuchte Stirling auch in „Crystallize“ einzufangen. Die Basis-Idee dazu hatte sie, als sie von den Theorien des japanischen Alternativ-Mediziners Dr. Masaru Emoto hörte. Der vertritt die Ansicht, dass Wasser sowohl positive als auch negative Gedanken und Schwingungen aufnehmen und speichern kann, und versuchte, das anhand der kristallinen Strukturen zu beweisen.

„Ich dachte, das ist doch genial“, sagt Stirling. „Unser Körper besteht zu 70 Prozent aus Wasser: Dann können wir uns tatsächlich auf innere Schönheit programmieren, wenn wir unsere Gedanken auf Positives anstatt auf Chaos ausrichten.“