"Und ich bin so scharf auf Seele!"
Von Peter Pisa
Seit Jahren achten der Berliner AvivA Verlag und die Berliner Germanistin Anke Heimberg darauf, dass Lili Grün aus dem 15. Wiener Gemeindebezirk nicht vergessen wird bzw. man mit ihr Bekanntschaft machen kann.
Anfang der 1930er-Jahre hatte der damals berühmte Wiener Schriftsteller Robert Neumann (den immer weniger kennen und schätzen) über die junge Kollegin geschrieben, um Lili Grün sei ihm nicht bange, sie gehe ihren Weg …
Sie war Jüdin, als Autorin und Schauspielerin bekam sie rasch Berufsverbot; und krank und verarmt wurde sie mit 1000 anderen Wiener Juden im Todestransport Nr. 23 ins Vernichtungslager Maly Trostinez bei Minsk gebracht, wo man sie am Tag ihrer Ankunft (1. Juni 1942) ermordete. 38 war sie. Sonderzüge hatten die Deportierten in ein Kiefernwäldchen gebracht, 80 Angehörige der Waffen-SS warteten vor einer Grube.
"Und ich bin so scharf auf Seele!" heißt es in einem ihrer Gedichte, die Lili Grün im literarischen Kabarett "Die Brücke" in Berlin vorgetragen hat, wo auch der spätere "Kommissar" Erik Ode seine ersten Auftritte hatte.
Beste Freundin
Man findet Sätze wie "Es gibt keine Liebhaber, die Männer sind gleich so schrecklich verheiratet" und "Es nützt nichts, wenn man eine ,beste Freundin‘ hat. Man muss immer noch eine haben, bei der man sich, wenn’s not tut, über die beste Freundin beklagen kann".
Der zweite Bezirk hat, beim Augarten, seit 2009 einen Lili-Grün-Platz. Dort sind Bankerln. Das "Literaturbuffet" ein paar Ecken weiter, das die Benennung initiiert hatte, hat alle drei Bücher lagernd.