Kultur/Lifeball

Goldener Konzertauftakt im Wiener Burgtheater

Brücken sind derzeit nicht nur aufgrund des Eurovision Song Contests viel bemühtes Motiv, auch beim Auftakt zum diesjährigen Life Ball, dem Red Ribbon Celebration Concert am Freitagabend, waren sie verbindendes Element. Die Verknüpfungen zwischen dem Ballmotto "Ver Sacrum", 60 Jahren Staatsvertrag und der Leitfarbe Gold bewältigten die Künstler so gut, dass es ihnen Standing Ovations einbrachte.

Live-Ticker vom Life Ball: Wir berichten ab 20.15 Uhr live über die Eröffnungsshow

Lesung

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So sprang der gut zweieinhalbstündige Abend im Wiener Burgtheater zwischen dem antiken Frühlingsfest, etwa vertreten durch Konstanze Breitebners Lesung von Arthur Schnitzlers "Geschichte eines Genies" über Weltpolitik - der kurzfristig eingesprungene Peter Simonischek las aus Stefan Zweigs "Die Welt von Gestern" - bis hin zu gold glänzender Unterhaltung. Diese lieferte beispielsweise Juan Diego Florez, der "Au mont Ida" aus "La Belle Helene" von Jacques Offenbach zum Besten gab - wo es ja immerhin um einen goldenen Apfel geht, der schließlich den Trojanischen Krieg auslösen sollte. Für den Tenor gab es glücklicherweise nur Bravo-Rufe.

Die Wiener Moderne - das literarische Gegenstück zur Wiener Secession, die mit Gustav Klimt und der goldenen Kuppel gleich in mehrerlei Hinsicht die Hauptmotive des heurigen Life Balls stellt, - kam noch mehrfach zum Zug. So lasen sowohl Birgit Minichmayr als auch Michael Köhlmeier und Erwin Steinhauer aus Alfred Polgar - alle drei mit einem großen Augenzwinkern. Besonders viel Applaus heimste dennoch Anna Netrebko vor der großteils goldenen Kulisse ein. Sie interpretierte "Io son l'umile ancella" aus Francesco Cileas "Adriana Lecouvreur".

"Water Under Bridges"

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"Wir suchen unsere Stücke immer selbst aus", betonte sie danach im APA-Interview. Ganz im Gegensatz zu Jazzsänger Gregory Porter, der "Water Under Bridges" sang. "Sie haben mein Album gehört und wollten das Stück", erklärte der Sänger und Komponist gut gelaunt. Kein Wunder - passt es doch perfekt zum Brückenthema. Diese Vorauswahl störte Porter, der - wie er bedauerte - morgen nicht am Ball selbst sein wird, jedoch nicht: "Immer wenn ich meinen Namen und mein Talent einer so guten Sache leihen kann, mache ich das gerne", sagte er der APA. Und eine gute Sache ist es - denn der Erlös des von Alexander Wiegold inszenierten Abends, der bereits zum vierten Mal in dieser Form stattfand, geht an die Clinton Health Access Initiative, die sich vor allem auch gegen die Mutter-Kind-Übertragung von HIV einsetzt.

Der ehemalige Präsident war heuer allerdings nicht vor Ort, weshalb Life Ball-Organisator Gery Keszler die Vertretung übernehmen musste: "Ich möchte ganz explizit Grüße von Bill Clinton ausrichten, der zum ersten Mal seit elf Jahren aufgrund des Wahlkampfs seiner Frau nicht hier ist." Krankheitsbedingt mussten auch Placido Domingo und die bayerische Kammersängerin Diana Damrau absagen. Für sie sprang die lettische Sopranistin Kristine Opolais ein, die neben Piotr Beczala, Yusif Eyvazov, Elena Maximova und Thomas Quasthoff - mit einer intensiven "My Funny Valentine"-Interpretation - den restlichen musikalischen Teil des Abends bestritt.

Prominenz

Unter die Gäste mischten sich nicht nur Schauspielerin Lydia Hearst und österreichische Prominenz wie Dagmar Koller, Schauspielerin Nina Proll, Francesca von Habsburg, Regisseur Stefan Ruzowitzky oder Moderator Alfons Haider, sondern auch Familienministerin Sophie Karmasin sowie Außenminister Sebastian Kurz (beide ÖVP). Dieser stattete dann sogar der Bühne einen kurzen Besuch ab, da das Red Ribbon Celebration Concert heuer unter dem Motto "Building Bridges for Peace" auch in Kooperation mit dem Außenministerium stattfand.

Für die passende Untermalung der Friedensbotschaft sorgte dann u.a. Hannelore Elsner mit Rainer Maria Rilkes Erzählung "Feder und Schwert", in der sich das Schreib- erfolgreich gegenüber dem Kriegsgerät beweist. Am Schluss hieß es jedoch trotz der ernsten Botschaft doch noch einmal schmunzeln: Netrebko schickte, unterstützt von Beczala und Eyvazov, die Besucher mit einer schelmenhaften Interpretation von Franz Lehars "Dein ist mein ganzes Herz" nach Hause.

"Wir wollten die Leute nach so einem ernsten Abend mit einem ernsten Thema noch einmal unterhalten", meinte sie anschließend. Der Organisator dürfte das bereits geahnt haben. "Wenn Sie hier heute Abend Spaß haben, vergessen Sie nicht, dass Sie dabei auch Leben retten", hatte Keszler schon zu Beginn des Konzerts erklärt.