Mitreißender Mix mit Blech
Von Andreas Bovelino
Gesammelte CD-Kritiken aus der KURIER freizeit.
LA BRASS BANDA - EUROPA - Blechpop
Nach ihrem Gypsy- Debüt und einem Ausflug in karibische Dub-Gefilde verbindet die Blasmusikkapelle aus Übersee im Chiemgau jetzt sämtliche Einflüsse von Pop über Ska bis Techno, vom Boarischen bis zum Balkanblech zu einem großen Ganzen. Und zwar perfekt. Selten so einen gelungenen und vor allem mitreißenden Mix gehört – und schon gar keinen, der mehr Spaß macht. Wenn die Jungs mit Tuba, Posaune, Trompeten und zwei Schlagzeugen andrücken, flattern die Hosenbeine. (Sony)
INVISIBLE EMPIRE // CRESCENT MOON - Songwriter
Ein neues musikalisches Traumpaar: Die schöne Schottin KT traf sich in Tucson mit Howe Gelb, um dort ihr neues Album aufzunehmen. Es ist ihr mit Abstand bestes geworden. Unglaublich warm, lässig, unaufgeregt, mit wunderbaren, anschmiegsamen Melodien. Gelb produzierte nicht nur, er spielt auch Gitarre, Piano und Mellotron. Nur schade, dass er nicht auch ein Duett mit Tunstall singt. Das coole „How You Kill Me“ hätte sich da durchaus angeboten. (Universal)
ACTS - Rock
Das nenn ich mal eine echte Supergroup: Joseph Arthur, der vor 10 Jahren von Peter Gabriel entdeckte Ausnahmesongwriter, macht gemeinsame Sache mit Pearl-Jam-Bassist Jeff Ament und Three-Fish-Zeugler Richard Stuverud. Und die Drei liefern ganz locker die klasseste Rockscheibe des Jahres ab. Dass Arthur eine unglaublich coole Stimme und das Gespür für gute Songs hat, wusste ich – dass er auch die elektrische Axt schwingt, dass es kracht und bröselt, war mir neu. Sehr leiwand. (Rough Trade)
UNA OPERA TRAGI-EROTICO - Latin
Wenn Prinzersdorf zu Veracruz wird und Helmut Bohatsch zu Gael Muchogusto – dann ist das schon verdammt schräg. Im Fall der von Bassist Lukas Kranzelbinder verfassten Latin-Oper aber auch verdammt gut. Schrullig, eigenwillig – aber perfekt gespielt von einer ausgezeichneten Band. Auf sleazy Barroom-Stimmung à la „El Mariachi“ folgt dynamischer Tanzboden-Salsa, dann wird wieder die Weite und der Reiter im Sonnenuntergang beschworen – doch, das hat was. (Hoanzl)