Auf der Strecke geblieben
Von Karl Oberascher
Für ihr Ableben trägt Kurt Palm natürlich keine Verantwortung. Er hat die toten Tiere nur fotografiert. Über 30 Bilder sind in den letzten zehn Jahren so zusammengekommen, erklärt er im Gespräch mit dem KURIER. Wieso so viele? "Keine Ahnung. Ich habe offenbar einen echten Riecher für die toten Tiere entwickelt".
19 Tiere, darunter Vögel, eine Robbe und auch ein Possum haben es jetzt als großformatige Bilder in die Galerie Lumina im siebenten Wiener Gemeindebezirk geschafft. Der Name der Ausstellung: "Tote Tiere", was sonst.
Bilder der Ausstellung
Schon als kleines Kind hätte er von seinen Eltern eine Kamera und ein Buch mit dem Titel "Tiere vor der Kamera" geschenkt bekommen, erzählte Palm, hauptberuflich Regisseur und Autor, bei seinem Auftritt in "Willkommen Österreich". Schon damals wollte er immer Tiere fotografieren. "Aber die waren dann schon immer weg, wenn ich hingekommen bin. Und irgendwann habe ich mir eben gedacht: ‚ Wenn ich Tiere fotografieren will, muss ich eben warten bis eines tot umfällt."
Wie seine Filme und Bücher - nach "Bad Fucking" kommt demnächst die Komödie "Kafka, Kiffer und Chaoten" ins Kino, dazu veröffentlichte er vor Kurzem seinen Roman "Bringt mir die Nudel von Gioachino Rossini" – nimmt Palm eben auch sein jüngstes Projekt mit einer sympathischen Lockerheit.
Mensch gegen Tier
"Tote Tiere" will Palm als Ausdruck seiner persönlichen Tierliebe verstanden wissen und weist auf den Hintergrund seiner Fotoserie hin: "Tiere ziehen natürlich überall dort den Kürzeren, wo sie auf den Menschen treffen." Insofern erzähle "Tote Tiere" auch über die Veränderungen der Beziehungen zwischen Mensch und Natur. In Tasmanien etwa, wo Palm viele Tiere am Straßenrand entdeckte, kommt der holzverarbeitenden Industrie eine immer größere Bedeutung zu, was die Rodung riesiger Waldgebiete zur Folge habe.
Neben exotischeren Exemplaren wie überfahrenen Vögeln, Schlangen, oder gar Robben, denen Palm auf Reisen begegnet ist, findet sich in der Galerie Lumina aber auch der gemeine Waldviertler Fuchs, den Palm um fünf Uhr morgens, kurz nachdem er von einem Auto angefahren worden war, fotografierte. "Dass ich da vorbeigekommen bin, war natürlich Glück. Aber was für den einen der falsche Ort zur falschen Zeit ist, ist für den anderen eben genau richtig."
"Tote Tiere" in der Galerie Lumina
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