Kultur

Kurt Palm: Ärger als in Bad Fucking

„Monster“ ist die Fortsetzung des Romans „Bad Fucking“ (2010), über den es im KURIER hieß: Das ist nicht Kurt Palms Revier.
Mit der Kritik konnte er gut leben.
Denn das Buch wurde ein Bestseller und  verfilmt.
Danach kamen keine schrägen Kriminalromane, hurra, sondern die gelobten Bücher „Die Besucher“, „Bringt mir die Nudel von Gioachino Rossini“ und „Strandbadrevolution“.
Und jetzt, jetzt haben wir wieder den Salat.
„Monster“ spielt am Rottensee in der Nähe des Bad Fuckinger Höllensees.  Palm ist ein leidenschaftlicher Angler. Er lässt etwas  Hungriges darin schwimmen, so etwas wie einen sieben Meter langen Piranha.
Vielleicht ist es Altersmilde, jedenfalls gefällt „Monster“ viel besser (und wird deshalb wohl nicht verfilmt werden, tut leid).

Hydra Holding

Die Geschichte von der Welt und von der Welt unter der Welt hat mehrere Erzählfäden. Sie zerfransen nicht. Man denkt, was hat das eine mit dem anderen zu tun – aber fürchtet euch nicht, sie ist gut gebaut und nicht nur deppert, mit Verlaub.
Dass Kurt Palm - Foto oben - auch beim Schreiben zornig war, ist weniger gut (aber verständlich).
Denn auch am Ufer ist Monsterland.
Ein geldgieriger Investor, der Chef der Hydra Holding, hat hier seine Villa;  und der 90-jährige  ehemalige Bürgermeister, der als junger SS-Hauptmann in den letzten Kriegstagen einen amerikanischen Kriegsgefangenen höchstpersönlich aufgehängt hat. Es war ihm nie vorgeworfen worden.
Dass er später aus dem Gesangsverein austrat, als dieser seinen Namen änderte, von Schubert auf Gustav Mahler (der Jude war), fiel nicht unangenehm auf.
... und so gehts’s weiter. Das Land ist verseucht.
Jetzt kommt auch noch die Innenministerin  – um sich mit einem nigerianischen Flüchtling fotografieren zu lassen. Zur Feier des Tages kocht er, dummerweise fällt ihm sein Talisman, eine Flughundkralle, in den Eintopf mit den Bisamratten. Die Kralle ist voller Ebola-Viren.
Die Innenministerin isst.
Es ist nicht dieselbe wie seinerzeit in „Bad Fucking“, damals wurde der „Schottermitzi“ übel mitgespielt. Kurt Palm war mit ihr in dieselbe Schule gegangen. Sie hat ihm die brutalen Szenen verziehen.
Diesmal hat eine Innenministerin mit Doppelname eine Hauptrolle. Auch keine sympathische.
Wie  Dietlinde Breitfurtner-Brandstätter dafür sorgt, dass die Viren  in den See gelangen und sich die Schwäne nur anfangs freuen, ist ein schwer auszuhaltender Gedanke ... aber es ist  egal, denn es nähert sich  ohnehin ein Asteroid. Bumm.
„Bumm“ macht auch der Roman.

***
Kurt Palm wollte den Roman ursprünglich „Das Monster aus der Tiefe“ nennen.
„Beim Schreiben hat sich dann allerdings herausgestellt, dass die menschlichen Monster  viel niederträchtiger und gefährlicher sind als der Monsterfisch im Rottensee. Und wie mir scheint, sind die Monster in Menschengestalt ja generell auf dem Vormarsch.“
 Im Roman tauchen auch Vampire und Zombies auf ...
„ ... die mir persönlich sympathischer sind als die Monster in Menschengestalt. Und selbst der Monsterfisch, der am Ende des Romans dem Volks-Rock-’n’-Roller Andreas Mastwächter die Haxen abbeißt, handelt – im Gegensatz zu den Menschen – nicht aus niederen Motiven, sondern aus einem animalischen Instinkt heraus.“

Der Roman hat auf YouTube – man suche unter den Stichwörtern „Monster“ und "Kurt Palm" – einen Trailer, der aufregen wird

 

Kurt Palm:
„Monster“
Deuticke Verlag.
304 Seiten.
21,60 Euro.

KURIER-Wertung: ****