Kultur

Rendezvous mit einem Feldhasen

Das visuelle Gedächtnis aufzufrischen, gehört zu den Kernaufgaben von Ausstellungen – und Österreichs Kunsthäuser scheinen sich dieses Ziel 2014 besonders zu Herzen zu nehmen. Allerorten wird da umgeräumt und werden Sammlungsteile neu präsentiert (so etwa im Wiener MAK oder im mumok), und manch unterbelichteter Künstler wird wieder ans Licht geholt. Anbei eine Auswahl von Highlights für Anhänger unterschiedlicher Interessensgebiete.

Großes

Ohne Zugkräftiges dem Kanon der Kunstgeschichte geht auch 2014 nichts. Die Albertina etwa zeigt ihr Glanzstück, Dürers „Feldhasen“ (1502), erstmals nach zehnjähriger Ruhepause wieder her. Das Werk ist eine Attraktion der Schau „Herzog Albert von Sachsen-Teschen – ein Leben zwischen Dürer und Napoleon“ (14.3.–29.6.), die dem Gründervater des Hauses gewidmet ist.

Aus dem Programm des Kunsthistorischen Museums (KHM) sticht insbesondere die Schau zu Diego Velázquez (28. 10. 2014–15. 2. 2015) hervor: Das Museum hält zwar einige Meisterwerke des spanischen Hofmalers, widmete ihm aber noch nie eine umfassende Ausstellung. Im Feld der Modernen Klassiker lockt die Albertina 2014 mit Joan Miró (12.9.2014– 11. 1.2015), das Leopold Museum mit Alberto Giacometti 17. 10. 2014–26.1. 2015).

Historisches

Auch im Belvedere startet die Saison modern: „WienBerlin“ heißt die groß angelegte Schau (14. 2.–15. 6.), die die Avantgardekunst beider Metropolen gegenüberstellt. Diese Avantgarde ist eng mit dem 1. Weltkrieg verknüpft – dessen Ausbruch vor 100 Jahren prägte alles, dem Gedenken entkommt auch die heutige Kunstszene nicht. Die Nationalbibliothek zeigt Dokumente in der Schau „An meine Völker“ (10. 4.–2. 11.), das Leopold Museum versammelt unter dem Motto „Trotzdem Kunst“ (9. 5.–17. 9.) die kreative Produktion der Kriegsjahre. Das Weltmuseum widmet sich der Weltreise, die Thronfolger Franz Ferdinand in den Jahren 1892/’93 unternahm (9.4.– 2.11.).

Doch auch abseits des dominanten Weltkriegs-Themas finden historisch Interessierte anno 2014 Sehenswürdiges – etwa die Schau „Experiment Metropole“ im Wien Museum, die sich der Wiener Weltausstellung 1873 und der damit einhergehenden Modernisierung der Stadt widmet (15. 5.–28. 9.).

Zeitgenössisches

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In Österreichs Heimstätten der Gegenwartskunst zeigt man 2014 oft Künstlerinnen und Künstler, die man anderswo, aber eben noch nicht hier gesehen hat: So bietet das Museum der Moderne Salzburg eine Retrospektive der einflussreichen Aktionskünstlerin Ana Mendieta (29. 3.– 6. 7.), die Kunsthalle Wien will „Nebenwege“ im Werk der zuletzt im New Yorker MoMA gewürdigten Deutschen Isa Genzken aufzeigen (28. 5.–7. 9.).

Im Kunsthaus Graz zeigt Sommer die Malerin Katharina Grosse ihre Arbeit (6. 6.– 12. 10.), und das Wiener mumok holt das hintergründig-humorvolle Werk der Künstlerin Cosima von Bonin vor den Vorhang: „Das Jahr 2014 hat ein Rad ab“, heißt es im Untertitel der Retrospektive (4. 10.–18. 1. 2015) prophetisch. Es wird noch darüber zu urteilen sein.

Keine Venedig-Biennale, keine Documenta in Kassel – reiselustigen Kunst-Jetsettern könnte 2014 beinahe fad werden. Doch es gibt sie noch, die Ausstellungen, für die es sich zu reisen lohnt.

Ein touristisches Highlight – inklusive der dazugehörigen Menschenschlangen – dürfte zweifellos die Schau „Henri Matisse – the Cutouts“ werden, die die Londoner Tate Modern von 17. 4.–7. 9. zeigt: Die Präsentation der allseits beliebten Scherenschnitte aus dem Spätwerk des Meisters wird schon vorab als „schönste Ausstellung, die je in London zu sehen war“ beworben.

Das Pariser Centre Pompidou zeigt 2014 eine groß angelegte Retrospektive des Fotografen Henri Cartier-Bresson (12. 2.–16. 6.) – die erste derartige Schau auf europäischem Boden seit dem Tod des epocheprägenden Fotografen. Im Herbst lockt im Pompidou dann die erste europäische Retrospektive des US-Kunststars Jeff Koons (26. 11. 2014–27. 4. 2015).

2014 jährt sich auch der Tod des Malers El Greco zum 400. Mal – der Prado in Madrid zeigt dazu die Schau „El Greco und die moderne Malerei“ (24. 6.–5. 10.), die 25 El-Greco-Originale mit 75 modernen, künstlerisch verwandten Meisterwerken konfrontiert.

Rembrandt & Reichtum

Freunde Alter Meister sollten sich auch die Schau „Rembrandt – The Final Years“ vormerken, die die National Gallery in London in Kooperation mit dem Rijksmuseum Amsterdam ausrichtet (15. 10. 2014–18. 1. 2015): Versprochen wird eine einmalige Zusammenschau von Werken, die Einblick in Rembrandts Spätwerk gibt. Die Altmeister-Kunstmesse „Frieze Masters“ positionierte ihren Termin gleich im Fahrwasser der Eröffnung: Von 16.–19. 10. können betuchte London-Besucher dann gleich auf Rembrandt-Shoppingtour gehen, die Frieze-Version für Gegenwartskunst steigt zum selben Termin. In New York ist die Frieze-Messe schon von 9.– 12. 5. zu Gast, das Kunstshopping bei der Schweizer „Art Basel“ ist heuer von 18.–22.6. angesetzt. Höhere Promidichte bietet die Art Basel in Miami (4.– 7.12.), traditionell der Schlusspunkt des Kunstmessenjahres.