Kultur

Kultstück: Ambros über den "Watzmann"

Als "Schnapsidee" bezeichnet die Presseaussendung den "Watzmann". Doch Hochprozentiges, sagt Wolfgang Ambros, war nicht dabei, als er 1972 mit Manfred Tauchen und Joesi Prokopetz die Idee zum "Rustikal" über den Kampf zwischen Berg und Mensch hatte: "Wir hörten im Fernsehen – damals noch in Schwarz-Weiß – von einem Hund, der Watzmann hieß. Wir fanden das Wort lustig. Dann erzählte uns jemand, dass es den Berg Watzmann gibt. So haben wir gleich in der Nacht die rudimentäre Urversion ersonnen. Heiter waren wir da schon – aber nicht vom Schnaps."

Keine Sozialkritik

Am 31. 7. und 1. 8. wird Ambros den "Watzmann" auf der Seebühne in Mörbisch aufführen Mit dabei: Christoph Fälbl, Joesi Prokopetz – und Klaus Eberhartinger als die Gailtalerin. Nicht zuletzt wegen der Figur der drallen Dirndl-Schönheit ist der "Watzmann" längst Kult. Doch was heute wie der alpine Gegenpart zu den Porträts der Wiener Mentalität in Ambros-Klassikern wie "Da Hofa" und "Es lebe der Zentralfriedhof" wirkt, hatte nichts mit Sozialkritik zu tun: "Das diente einzig und allein unserer eigenen Belustigung. Ich habe ja – ganz im Gegenteil – die Berge, den Wald, und die Natur immer schon anziehend gefunden."

Seit einiger Zeit lebt Ambros deshalb ganz in seinem früheren Zweitwohnsitz Waidring in Tirol. Nach ein paar schwierigen Jahren, in denen er sich von seiner Frau Margit trennte und den Prostata-Krebs besiegen konnte, fand er dort mit Lebensgefährtin Anne und den gemeinsamen Zwillingen Rosalie und Sebastian zu einem späten Lebensglück.

Kleinkunstbühne

"Ich liebe die Tiroler Mentalität, weil das kerzengerade, aufrichtige Leute sind. Das ist etwas grundlegend anderes, als in Wien, wo die falsche, hinterfotzige Art regiert. Das ist ein Charakterzug, den ich nicht mag. Deshalb kommt mir das Leben in Waidring so entgegen."

Im April hat Ambros dort sogar eine Kleinkunstbühne eröffnet. Platz für maximal drei Künstler und 90 Gäste hat er im "Oas`al". Christoph Fälbl und Joesi Prokopetz sind schon dort aufgetreten, im Herbst kommen Bisenz und die Stehaufmandln.

"Weil die Anne aus Freising bei München kommt, und es von dort näher zu ihr war, und weil ich in meinem Haus in Pressbaum nicht mehr erwünscht und wie ein Fremder war, habe ich ohnehin schon lange viel mehr dort in meiner kleinen Wohnung gelebt. Vor drei Jahren sind wir dann schwanger geworden, und ich wollte uns ein Domizil schaffen. Also hab ich die Diskothek, die 30 Jahre in dem Haus war, wegreißen lassen und uns ein familiengerechtes Wohnhaus gebaut. Dabei konnten wir aber einen Teil der Fläche der Diskothek nicht verwerten. Da sagte ich, daraus mache ich eine Kleinkunstbühne. Denn die gibt es in der Umgebung noch nicht."

Stammkundschaft

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Momentan besteht das Publikum im "Oas’al" noch vornehmlich aus den "vielen ganz lieben Freunden", die Ambros in Waidring gewonnen hat. Unter ihnen ein Berliner, der vor ein paar Jahren zugezogen ist. Der hat eine Firma in Indonesien und dem Austro-Pop-Pionier im 60. Lebensjahr das exotischste Konzert seiner Karriere verschafft: "Am 3. November spiele ich im Ballroom des Meridien Hotels in Jakarta – und häng’ dann noch eine Woche Urlaub in Bali dran."

Überhaupt ist Ambros in seinem Jubiläumsjahr auf der Bühne so aktiv wie schon lange nicht. Gleich nach den "Watzmann"-Aufführungen in Mörbisch, ist er mit seinem Jubiläums-Programm "40 Jahre Wolfgang Ambros" auf Österreich-Tournee, ab Oktober dann mit der "Ambros pur"-Unplugged-Show. Kleinere Hallen sind das jetzt, aber die sind "immer noch voll". Das freut ihn, denn Wehmut an die Zeiten, in denen er die Wiener Stadthalle ausverkauft hat, kennt er nicht.

"Ich bin im Gegenteil stolz drauf, dass es für mich noch so läuft. Das ist nicht selbstverständlich. Wer hat schon so eine lange Karriere?" In Zeiten, in denen Amadeus-Gewinner die Musik als Hobby nehmen und sich anderswo das Brot verdienen müssen, wird das vermutlich keiner der nachfolgenden Generation schaffen.

Aber so ganz kann Ambros das Jammern der jungen Garde über die Bedingungen in der Austro-Szene nicht verstehen. "Die haben ganz andere Erwartungen. Wir haben nie erwartet, dass wir davon leben können. Und wir hatten das Glück, dass uns ,Da Hofa" passiert ist. Aber selbst danach war`s noch schwierig, Geld zu machen. Gut, wir hatten auch die falschen Manager. Aber finanziell ist es erst mit dem ,Zentralfriedhof" richtig gut losgegangen, davor haben wir lange nur harte Arbeit reingesteckt."

Jubiläumsalbum

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Ambros hat in seinem Jubiläumsjahr zusätzlich zu den Tourneen auch das Album "19 03 52" (sein Geburtsdatum) aufgenommen: "Keine Befindlichkeitsstudie. Das habe ich eh schon mit den letzten beiden Alben gemacht, in denen es um die Trennung und so weiter ging. Diesmal wollte ich das Positive in meinem Leben herausstreichen – die Kinder, die Anne. Und es war mir ein Bedürfnis, mir selbst einen Geburtstags-Song zu schreiben. Denn bis jetzt gab es immer nur den einen von meinem hoch verehrten Stevie Wonder."

Auch einen Text seines verstorbenen Freundes Georg Danzer hat er für "19 03 52" vertont: Mit Fokus auf das Positive, obwohl der Song "Regen­bogen" vom Tod handelt: "Georg hat ja gekämpft wie ein Löwe, aber Lungenkrebs ist tückisch. Ich wollte mit dem Song erreichen, dass man sich so an ihn erinnert, wie er als Musiker gelebt hat, und nicht an den Krebs­kranken mit der Haube. " Nur selten denkt Ambros selbst an den Tod. Auch ein Bühnenabschied steht noch lange nicht auf dem Plan: "So lange die Leute kommen und Spaß haben, so lange wir Spaß haben, so lange ich nicht das Gefühl habe, dass es peinlich wird, oder ich mich zum Deppen mache, werde ich das machen. Ich kann mir kein anderes Leben vorstellen."