Kraut für Bob Dylan
Von Peter Pisa
Markus Berges, Sänger der Kölner Band "Erdmöbel", hat mehrmals über Bob Dylan geschrieben.
Zu dessen 70. Geburtstag 2011 etwa erschrak er beim Gratulieren in der Süddeutschen, weil er eben erfahren hatte, dass Dylan, wenn er komponiert, allen Ernstes den U2-Sänger Bono um Rat bittet.
Tut immer noch weh.
Trotzdem ist ihm Berges nicht böse und stellt ihn als sympathischen, schrulligen alten Mann mit Bäuchlein in einen Roman.
Die Wolfsjagd
Wobei "Die Köchin von Bob Dylan" immer wieder wie eine russische Abenteuergeschichte von Stalin zu Hitler galoppiert – mit Zwischenstopp z.B. in jenen Jahren, als die Ukraine hungerte und ans Sowjetreich fiel: Wölfe verfolgen eine Kutsche und geben erst Ruhe, als die Passagieren ihr letztes Hab und Gut, ein Schweinchen, aus dem Wagen werfen.
Markus Berges ist nämlich ein zu guter, wandlungsfähiger Schriftsteller, um sich allein mit der Figur Bob Dylan zu begnügen. Leider. Dass er sich dabei nicht scheut, am Kitsch anzustreifen, das ist in Ordnung.
Es gibt also AUCH Dylan im Buch – vor allem, wenn er sich als Wiedergeburt von Anton Tschechow sieht und wenn Essenszeit ist.
Die Großeltern
Er geht auf Europa-Tournee und hat eine neue Köchin, Jasmin Nickenig, eine Deutsche. Sie lernt schnell: Bob Dylan mag Fisch-Curry und einen Auflauf mit Kirschen, am liebsten Kraut in allen Variationen. (Der Autor kennt sein Idol. Wird also der Wahrheit entsprechen ...)
Jasmin begleitet die Crew zu Konzerten in der Ukraine – und da steckt der Keim versteckt, der rasch austreibt und sich ausbreitet:
Sie hat einen (seit 1944 verschollenen) Großvater in der Ukraine, er lebte im einst deutschen Dorf Helenenfeld bei Odessa. Er war bei der SS.
Bob Dylans Großmutter stammt angeblich ebenfalls aus der Ukraine.
Das Problem des Romans ist: Eigentlich ist man ja so ein Banause und so ein Dylan-Fan, deshalb will man immer nur wissen, ob’s ihm denn schmeckt und warum er sich mit gelber Wollmütze am Strand von Odessa drei Minuten lang an eine Reckstange hängt.
Markus Berges:
„Die Köchin von Bob Dylan“
Verlag Rowohlt Berlin.
288 Seiten.
20,60 Euro.