Kommentar zur Neubesetzung im MAK: Ein zarter Hauch von Dynastie
Von Michael Huber
Wird die langjährige Leitungsperson einer Institution trotz tadelloser Führung irgendwann abberufen, wird das gern mit dem Wunsch nach „frischem Wind“ argumentiert. Das ist vollkommen legitim.
Bei der Neubesetzung des MAK will der Wind aber nicht so recht spürbar wehen. Ja: Lilli Hollein ist ohne Zweifel eine höchst kompetente Person, hat in Österreich und international beste Kontakte und ein großes Verständnis für das MAK und seine Sammlungen. Doch sie ist eben auch tief im Establishment des heimischen Kulturwesens eingewachsen: Damit ist gar nicht so sehr der Nachlass ihres berühmten Vaters gemeint, um den offenbar rechtzeitig eine gesichtswahrende Umfahrung gelegt werden konnte, sondern auch die Involvierung in Gremien, Jurys, Kuratorien und andere Machtapparate.
Der Wunsch, auf solches Kapital zu bauen, ist nachvollziehbar. Doch wenn die Kulturpolitik eine derart vernetzte Person in eine Leitungsfunktion beruft, sendet sie ein Signal: Und es ist eben nicht jenes der Umwertung, der Inklusion einst marginalisierter Gruppen und des vollständigen Neudenkens musealer Sammlungen mit all ihrem Ballast nicht nur kolonialer Geschichte. Dieser Diskurs, der anderswo durch die Kulturlandschaften fegt wie ein Wirbelsturm, kommt in Österreich wieder nur als Lüfterl an. Dabei gäbe es noch viel Staub wegzublasen.