Kultur

Kobersdorf-Intendant Wolfgang Böck: "Es gibt viele G’fraster"

KURIER: Sie sind das 15. Jahr Intendant in Kobersdorf – und damit unter den längstdienenden in Österreich.

 

 

Wolfgang Böck: Das war so nicht geplant! Aber man war mit mir offenbar so zufrieden, dass es immer einen neuen Vertrag gab. Bis 2021 bin ich fix dort. Und es gibt einen Vertrag für weitere 17 Jahre mit der Schlossbesitzerin über die Nutzung – dann bin ich 82, das wird’s wohl nicht sein (lacht).

Man hört, dass es für viele Festspiele schwieriger wird. Auch in Kobersdorf?

Bei uns läuft es sehr, sehr gut. Ich denke mir jedes Jahr: Wann kommt die Watsch’n, wann kommt der Einbruch? Aber in den letzten Jahren waren wir besonders gut verkauft, besser als jeweils im Jahr davor. 2017 hatten wir 98,7 Prozent Auslastung, mit dem „Zerbrochnen Krug“ wohlgemerkt, wo viele vorher skeptisch waren. Da kann man nicht meckern. Aber wirklich schwieriger geworden ist es, Sponsoren zu finden. Es geht sich aus, aber es wird immer knapper.

Wie sehr hilft es, wenn der Chef selbst bekannt ist?

Natürlich hat das mit mir auch zu tun, diese Popularität lockt Menschen an. Aber das wäre zu wenig, wenn man den Menschen nicht immer wieder auch einen Abend anbieten würde, der hohe Qualität hat. Es ist nicht so, dass wir – in der Qualität – die Hosen runterlassen, nur um noch mehr Menschen anzulocken.

Das Publikum will das ja auch gar nicht.

Richtig, zumindest bei uns. Das Burgenland ist das einzige Bundesland ohne Landestheater. Kobersdorf ist ein sehr, sehr schöner Spielort, die Bühne kann auch etwas. Natürlich kann man das nicht eins zu eins vergleichen, aber die Sprechbühne des Burgenlandes sein zu wollen, das hat auch Einfluss darauf, was man spielt. Da geht es nicht den ganzen Sommer um „Ha, ha, ha“. Wir haben eine breite Palette, die diesem Gedanken gerecht wird, mit der „Dreigroschenoper“, mit Shakespeare, Kleist, einer Uraufführung im Haydn-Jahr ...

War Kobersdorf von den burgenländischen Kulturstreitereien betroffen?

Nein. Streitereien sind immer dumm, aber haben uns nicht betroffen.

Heuer gibt’s ab 3. Juli „Arsen und Spitzenhäubchen“, also einen Stoff, den jeder kennt.

Den jeder zu kennen glaubt! „Das ist doch das mit der Miss Marple!“, hab ich schon gehört. Die kommt da nicht vor, aber es ist trotzdem in Ordnung (lacht). Es lohnt sich auch deshalb, sich das anzuschauen – um es wirklich zu kennen.

Gibt es Fernsehpläne?

Nein. Und das finde ich enttäuschend. Ich verstehe, dass das „Trautmann“-Branding eine Zeit lang Regisseure davon abgehalten hat, mich zu besetzen. Aber es sind einige Jahre ins Land gegangen und ich habe anderes gedreht. Wie immer man „Pregau“ im Gesamten beurteilen mag – meine Arbeit dabei war weit weg vom Trautmann. Es tut sich aber nichts. Manchmal denke ich mir schon: Warum habe ich das nicht gespielt? Aber was soll ich machen.

Eine andere große Kulturdebatte ist die über Machtmissbrauch, gegen Frauen, aber auch von Regisseuren, die Schauspieler brechen wollen.

Ja, da gibt es viele G’fraster. Ich konnte mich immer wehren, habe viel gestritten. Das hat mir von meinen Emotionen her nicht wirklich gutgetan. Aber das ist so, das bringt der Beruf mit sich. Trotzdem: Dass man regeln will, was der Regisseur zu seinen Schauspielern sagen darf, ist absurd. Bei wirklichem Missbrauch brauchen wir natürlich gar nicht diskutieren, wenn jemandem Gewalt angetan wird.

Wird die #MeToo-Debatte etwas ändern?

Ich denke und hoffe schon, dass manche Männer nachdenken – und sich ändern.

Info www.schlossspiele.com