Neue Stiftung verfügt über 14 Werke von Gustav Klimt
Die kürzlich von der 92-jährigen Witwe des Filmregisseurs und unehelichen Sohns des Malers Gustav Klimt, Gustav Ucicky, gegründete und heute in Wien vorgestellte "Klimt-Foundation" verfügt als "unveräußerlichen Kernbestand" über 14 Klimt-Werke (vier Ölgemälde und zehn Zeichnungen) aus der ehemaligen Sammlung Ucicky. Ein weiteres Gemälde der Sammlung, "Wasserschlangen II", wurde laut der Tageszeitung Der Standard (Dienstag-Ausgabe) im Zuge eines Restitutionsvergleichs mit den Erben nach Jenny Steiner ins Ausland verkauft. Über Sotheby’s in London sollen dafür bei einem Private Sale 120 Millionen Dollar (88,8 Mio. Euro) erzielt worden sein.
Die Stiftungsvertreter wollten dies bei der heutigen Pressekonferenz nicht bestätigen, dementierten jedoch auch nicht. Anwalt Andreas Nödl: "Zu diesem Werk gibt es einen Vertrag, in dem Verschwiegenheit vereinbart wurde. Ich kann nur soviel sagen, dass sich das Werk zum heutigen Tag weder im Eigentum von Frau Ucicky noch in jenem der Stiftung befindet und auch nicht mehr im Art-Loss-Register aufscheint." Ein Teil des Verkaufserlöses könnte auch in die finanzielle Dotierung der "Gustav Klimt . Wien 1900 Privatstiftung" geflossen sein, die wissenschaftliche Dokumentation und Forschung über Klimt und seinen Sohn Ucicky fördern möchte.
"Spannungs- und verantwortungsvoll"
"Das Projekt ist eine Vision, spannungs- und verantwortungsvoll", sagte Peter Weinhäupl, Managing Director des Leopold Museums, der als langjähriger Vertrauter der Stifterin Ursula Ucicky, geb. Kohn, Vorsitzender des Stiftungsvorstands ist. "Ich sehe kein Problem, diese beiden Funktionen parallel zu bekleiden. Der Schwerpunkt meiner Tätigkeit bleibt natürlich im Leopold Museum", so Weinhäupl. Die operative Geschäftsführung übernimmt Sandra Tretter.
Ein Werk vorbelastet
Laut den Stiftungsvertretern gelten die Werke bis auf Letzteres als "unbelastet". Beim "Bildnis Gertrud Loew" seien von der Stiftung in Absprache mit den Anwälten der Familie Felsövany Provenienzrecherchen in Auftrag gegeben worden. In der Stiftungsurkunde sei festgelegt, dass für alle zu Recht von Vorbesitzern beeinspruchten Werke - vorhandene oder künftig eingebrachte - "gerechte und faire Lösungen im Sinne der Washington Principles vom 3.12.1998" anzustreben seien, so Stiftungs-Anwalt Nödl. Falls erforderlich kann ein Werk also auch restituiert oder veräußert werden.
Beim Sammeln von Bildern von Klimt soll Ucicky auch bewusst Werke aus "arisierten" jüdischen Kunstsammlungen erworben haben, hob Hubertus Czernin in seinem zweibändigen Werk "Die Fälschung" 1999 immer wieder hervor und schrieb dabei von einem "Beutezug" Ucickys "durch das 'arisierte' Wien". "Ich will Ucicky nicht verteidigen, aber man darf nicht vergessen, es war der Sohn, der Werke seines Vaters erwerben wollte", sagte Weinhäupl dazu. "Was man ihm vorwerfen muss, ist, dass er unkritisch eingekauft hat." Die Unabhängigkeit der Forschung sei jedenfalls auch in diesen sensiblen Bereichen vollständig garantiert, versicherten er und Nödl.
Um die Klimt-Bestände der Stiftung öffentlich zu machen, wird über Ausstellungskooperationen nachgedacht. "Die Braut" bleibt zumindest vorläufig im Belvedere hängen: "Das Bild hängt dort gut und wird auch in nächster Zeit dort hängen", so Weinhäupl, der auf den Vorhalt, Hoffnungen des Belvedere auf eine spätere Schenkung der Witwe mit der Stiftungs-Gründung durchkreuzt zu haben, versicherte: "Es liegt hier keine Boshaftigkeit vor!"
Kooperationen
Auf künftige Kooperationen mit der Stiftung freut sich Ernst Kieninger, Direktor des Filmarchiv Austria. Für das Zusammentragen, Erforschen und Restaurieren des weltweit verstreuten Bestandes zu Ucickys Filmschaffen ("Es geht dabei um einige Inkunabeln des österreichischen Films") wird er von der Stiftung Mittel lukrieren können. Eine Ucicky-Retrospektive sei bereits eines "eines der großen Projekte im nächsten Jahr".
Gustav Ucicky wurde 1899 als unehelicher Sohn eines Klimt-Modells, der Wäscherin Maria Ucicka (1880-1928), und des Malers Gustav Klimt in Wien geboren. Er begann sich schon früh für das neue Medium Film zu interessieren, arbeitete zunächst als Kameraassistent und dann als Mitarbeiter und Kameramann von Michael Kertesz (später Michael Curtiz), wo er an Publikumserfolgen wie "Sodom und Gomorrha" (1922) und "Die Sklavenkönigin" (1927) beteiligt war. Mit der Inszenierung von "Pratermizzi" und "Cafe Elektric" (mit Marlene Dietrich und Willi Forst) trat er 1927 ins Rampenlicht und wurde nach Deutschland engagiert, wo er für die Münchener Lichtspielkunst sowie als Vertragsregisseur für die Ufa arbeitete. Bis 1933 entstanden 16 Spielfilme.
Nach der Machtergreifung Hitlers wurde Ucicky immer wieder für NS-Propagandastreifen engagiert und drehte unter anderem "Heimkehr" (1941, mit Paula Wessely), eines der übelsten Machwerke des NS-Filmschaffens. Nach dem Krieg zunächst mit Arbeitsverbot belegt, spezialisierte sich Ucicky später auf Verfilmungen von Melodramen und populären volkstümlichen Romanen. Ucicky starb 1961 in Hamburg.