Kultur

Kleopatra bei den Pfingstfestspielen

Alle lagen ihr zu Füßen, ob sie nun Julius Cäsar oder Marc Anton hießen: Kleopatra, der legendären ägyptischen Königin. Von der fatalen Liebe mit Letzterem handelt Jules Massenets letzte Oper "Cléopatre". Programmtisch zum diesjährigen Motto der Salzburger Pfingstfestspielen passend, durfte man jetzt in der Felsenreitschule einer konzertanten Aufführung des zwei Jahre nach dem Tod des Komponisten 1914 uraufgeführten Musikdramas lauschen. Es ist ein Werk beseelt vom Sinnesrausch des Fin de Siècle mit starker sinnlich-melodischer Kraft. 

All diese Stimmungen wusste Vladimir Fedoseyev beim Mozarteum Orchester Salzburg nuancenreich und spannungsvoll auszuloten. Besonders beeindruckten die üppig schillernden Chor- (exzellent der Salzburger Bachchor) und Tanzszenen mit ihrer exotischen Sinnlichkeit. 

Bei den schmachtenden Soloszenen der Titelheldin wusste Sophie Koch mit Sinnenreiz und Innigkeit zu faszinieren. Ludovic Tézier war ein kultivierter Marc-Antoine. Benjamin Bernheim war mit seinem prachtvoll lyrischen Tenor als Spakos die Entdeckung des Abends. Sandrine Piau sang die Octavie glasklar. 

Großartiger Tenor

Die letzten Momente der Königin, die sich in selbstmörderischer Absicht von einer Viper beißen ließ, waren auch der Mittelpunkt eines weiteren Konzertes am Pfingstmontag in der Felsenreitschule: Die Kantate "Le Mort de Cléopatre" von Hector Berlioz. Ihr Leid und ihre Selbstanklage wurden von Vesselina Kasarova mit temperamentvoller Urgewalt, aber auch großer Ergriffenheit gestaltet. Die männliche Sichtweise auf die Macht der Verführung erlebte man dann in der Kantate "Rinaldo" von Johannes Brahms. Darin konnte Piotr Beczala wieder einmal beweisen, was für ein großartiger, wortdeutlicher Tenor er ist. 

Als Spitzenklangkörper erwies sich das Symphonieorchester desBayrischen Rundfunks unter Sir John Eliot Gardiner: Da wurde mit vielen Schattierungen, ungemeiner Feinsinnigkeit, aber auch höchst aufregend musiziert. 

KURIER-Wertung: ***** von *****

Mehr zum Thema

  • Hintergrund

  • Kritik

  • Hauptartikel

  • Kritik