Kein Gin, kein Ingwer, kein Ginger Ale
Von Peter Pisa
Niemand ist bei den Kälbern. Dass es nicht romantisch wird, merkt man sofort, denn der Mähdrescher zerstückelt ein Rehkitz.
Der junge Bauer lacht über das abgetrennte kleine Ohr. Er hätte es gern zum Abendessen knusprig.
Seine Freundin will weg.
"Niemand ist bei den Kälbern" spielt in einem Dorf im Norden Mecklenburgs. Das ist aber egal. Man kann ihn problemlos nach Österreich transferieren.
In der Ferne
Die Deutsche Alina Herbing hat über ihr eigenes Ausgeliefertsein an einen Ort geschrieben: links ein Feld und rechts ein Feld und in der Ferne ein Zeltfest. (Der Roman ist das Debüt der 32-Jährigen, sie hat’s vom Dorf weg nach Berlin geschafft.)
Zum Frust kommt heute dazu, dass die "große" Welt nicht mehr unbekannt ist, sondern übers Internet sichtbar wurde:
Aha, der Sommerdrink des Jahres heißt also "Ginwer". Allerdings hat der Dorfsupermarkt weder Gin noch Ingwer, und Ginger Ale gibt’s auch keines. Der Hilfeschrei heißt: Sabotage.
Einerseits will man die "Heldin" auf der Stelle entführen. Andererseits dankt man schon auch dafür, dass es noch Brot und Milch und Käse gibt.
Alina Herbing:
„Niemand ist bei den Kälbern“
Arche Verlag.
224 Seiten.
20,60 Euro.
KURIER-Wertung: ****