Kultur

Karl Ove Knausgård: Zwei Ledersessel im Wind

Man ist satt.

Kann aber trotzdem sein, dass man noch wissen will, ob ein gutes Gedicht über zwei Ledersessel im Wind möglich ist.

Kann durchaus sein, dass man nach "Sterben" und "Lieben" und "Spielen" und "Leben" auch Band fünf, "Träumen", lesen wird/lesen muss.

Ein Zwang ist das.

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Diesmal kann man sich vielleicht etwas besser beherrschen, weil es nicht um Kämpfe mit dem Vater oder der Schwiegermutter geht – wo also jeder mitreden kann, so in der Art: Das kenne ich, das war bei mir genauso.

Das ist ja der große Reiz dieser insgesamt 3600 Seiten dicken autobiografischen Schriften.

Im vorletzten Teil erzählt der Norweger Karl Ove Knausgård, wie er Schriftsteller wurde.

Auge, ich rufe dich, komm ..! Das ist nicht ganz so "heimelig"

Knausgård lebte mehr als ein Jahrzehnt in der Küstenstadt Bergen (bevor er nach Schweden flüchtete), wo er erfolglos dichtete, wo er Literaturwissenschaft studierte, wo seine erste Ehe scheiterte.

Davon erzählt er, wie immer ohne Ironie und ehrlich – er wird aufs Klo masturbieren gehen und viel Bier trinken und sich wundern, dass er nicht immer zu den Braven, Guten gehört.

Ins Gesicht

In Norwegen sind längst alle sechs Bücher erschienen. Knausgård ist berühmt.

"Träumen" zeigt die Problematik der Preisgabe seiner Person deutlich: Er zieht andere Personen hinein. Eine Ex-Freundin, anonymisiert als Gunvor, hat sich sehr über die "Schläge ins Gesicht" geärgert.

Warum hat er denn so Privates geschrieben? Weil Karl Ove Knausgård frustriert war.

Enttäuscht über sein Unvermögen, Großes zu schreiben: "Ich war gefangen im Kleinen. Ich wechselte Windeln, stritt mit meiner Frau ... Das wurde der Sinn meines Schreibens: sich nichts vorzumachen. Dort zu bleiben, wo man wirklich ist."

Mehr wird er darüber bestimmt am 30. September berichten: Er kommt nach Wien, ins Rabenhof Theater.