Kultur

Karl Farkas hat im Simpl nicht gekokst

Fangen wir mit einer der vielen Anekdoten an, die dieses Erinnerungsbuch fast zum Reißen bringen. Karl Farkas stand bei Kollegen im Verdacht zu koksen. Weil er beim Proben im Simpl oft leiser wurde, aufstand, hinausging - und dann völlig verändert, dynamisch, zurückkam. Einmal wurde er hinter einer Säule beobachtet, als er weißes Pulver auspackte...

Jahre nach Farkas' Tod hat der Verleger Ulrich N. Schulenburg gewagt, die Witwe danach zu fragen. Die drohte vor Lachen vom Sessel zu kippen. Das angebliche Kokain war Kukident. Haftpulver fürs falsche Gebiss, das mitunter zu wackeln begann, und dann pickte er sich die Zähne halt wieder an.

Theater und Film

"Sie werden lachen, alles ist wahr" heißt Ulrich N. Schulenburgs Einblick in sein Leben. Er leitet seit 1968 den Thomas Sessler Verlag, Österreichs größten Theaterverlag; und Geschäftsführer von "Sascha-Film" ist er auch. Zu ihm gehören sozusagen Autoren wie Ödön von Horváth, H.C. Artmann, Wolfgang Bauer, Qualtinger, Kehlmann, Glattauer; auch sicherte er sich den Nachlass von Roda Roda, und Filmrechte von Fritz Lang, Willi Forst und Billy Wilder hat er zusammengekauft.

An dem Mann ist was dran, das hat Peter Turrini in einem fulminanten Vorwort festgehalten: dass Schulenburg ein Unsympathler vor dem Herrn war, als Turrini bei "Olivetti" Schreibmaschinen verkaufte und er sein Chef war; ein Aristo-Schnösel, Vorschussknauserer, Prozeßhansel - aber auch fürsorglicher, spendabler Freund und Durchfütterer von Autoren, lustig und glücklich machend, zum Beispiel, weil er Turrinis Tantiemeneinnahmen innerhalb eines Jahres verfünffachte.

Ein großer Geschichtenerzähler ist Schulenburg (Jahrgang 1941) noch dazu: H.C. Artmanns Bitte um einen Wurm wäre einen Roman wert. Das Problem, in Gerhard Bronners Wohnung einen Wertgegenstand zu finden, um den "Kuckuck" anbringen zu können ebenso. Und Qualtingers Witz, sich als Ronald Reagans Sekretär auszugeben sowieso.