Immerhin hat der Privatdetektiv endlich ein eigenes WC
Von Peter Pisa
Es ist ja nett, dass Cormoran Strike bei seinem zweiten Auftritt eine kleine Dachwohnung hat und nicht mehr dauernd in den nächsten Pub zeppelt, wenn er aufs Klo muss.
Und bestimmt wird es Leute geben, die alles liegen lassen, wenn darauf die Antwort gesucht wird:
Wo lässt man mitten in London einen Beutel mit Gedärmen unauffällig verschwinden? Die wiegen ein paar Kilo.
Auch ein Magen muss beseitigt werden.
(Es ist nämlich ein Schriftsteller umgebracht und ausgeweidet worden. Er war kein guter Schriftsteller.)
Aber besonders hat sich Rowling nicht um ihre neue Romanfigur gekümmert.
Schmerzen
Harry Potter lässt sie nicht in Ruhe (bzw. umgekehrt).
Auf der Internetseite pottermore.com hat die Engländerin kürzlich ein neues Geschichterl aus der Hogwarths-Welt veröffentlicht, außerdem ist ihr Drehbuch zum Film über "phantastische Tierwesen" fertig – und darunter leidet wohl ihre Aufmerksamkeit, Cormoran Strike betreffend.
Was schade ist, weil der Privatdetektiv einer ist, den man seit dem ersten Krimi "Der Ruf des Kuckucks" (2013) mögen muss.
Unehelicher Sohn eines Rockstars, Mitte 30, nicht schön, aber riesengroß, ein bissl zu massig, sehr behaart, sehr rücksichtsvoll.
Als Soldat in Afghanistan wurde ihm von einer Mine der rechte Unterschenkel weggerissen. Sein Knie schmerzt. Er schleppt sich durch "Der Seidenspinner", um herauszufinden, wer den Schriftsteller ermordet hat: Kurz vor dessen Tod war ein Manuskript von ihm mit vielen Beleidigungen und Verdächtigungen in Umlauf gebracht worden.
Dass er einem wichtigen Verleger einen "Gammelpenis" angedichtet hat, ist noch das Harmloseste.
Keine Bilder
Der Fall ist gut durchdacht und durchaus interessant. Hundekot spielt eine nicht unwesentliche Rolle.
Aber Cormoran Strike humpelt vor allem von Ermittlungsgespräch zu Ermittlungsgespräch. Man hat das Gefühl, der Krimi hört nie mehr auf.
Die vielen Orte in London, die Strike aufsucht, haben bloß Namen – es entstehen keine Bilder im Kopf.
Auch die immer wichtiger werdende Sekretärin des Helden – hin und hergerissen zwischen ihrem Chef und ihrem langweiligen Verlobten – hat Charakter, aber kein Gesicht.
Blond ist sie?
Tatsächlich.
Lustig wird es, wenn Joanne K. Rowling versucht, auf "hohe" Literatur zu machen. Das kommt freundlicherweise nur ganz selten vor, diesmal auf Seite 44:
Es wird eine Verlobung mit einem Korken verglichen, "der ein dünnes, stetiges Rinnsal verstopfte."
Tröpfelnde Poesie.
KURIER-Wertung: